Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 27.12.2009 › Re: 27.12.2009
Wolfgang DoebelingKlar, wenn das Wort „Truppe“ fällt wie in: „Hitzfelds Truppe marschiert über rechts“ oder „Jaggers Rock-Truppe in der Offensive“ (beide Beispiele nicht erfunden), dann assoziiert man natürlich zunächst Urbedeutungen im Französischen oder Lateinischen. Letzteres eine Sprache, die seit 2000 Jahren tot ist, ersteres eine Sprache, deren Weltgeltung auch schon ein paar hundert Jahre zurückliegt (mal abgesehen von Waylons Zweitem Gebot: Es ist falsch, Franzose zu sein).
Im Ernst, Deine www-ethymologischen Fundstücke (immerhin nicht mit windelweichen Wiki-Links) sagen über den direkten Sprachbezug und dessen aktueller Bedeutung wenig bis nichts aus. „Truppe“ oder gar solche Sprachperversionen wie „Friedenstruppe“ („Friedenssoldat“!) indes nicht mit Militär zu assoziieren (denn nur darum ging es ja), ist ungefähr so drollig, als würde jemand behaupten, „Armee“ und „Feldwebel“ seien keine militärischen Begriffe, denn schließlich gäbe es ja auch die Heilsarmee (mit Offizieren aller Ränge) und im übrigen heiße „armeas“ im Altgriechischen so viel wie Liebeskummer, während im Ostfriesischen für gewöhnlich der erigierte Pürzel einer Graugans gemeint sei, wenn das Wort „Feldwebel“ fällt.
Der Feldwebel ist ein erigierter Pürzel? Mal sehen, ob sich dafür noch eine Verwendungsmöglichkeit im weiteren Leben findet.
Es ging mir nur um Deine etwas allzu forsche Aussage („Was sollte man bei „Truppe“ anderes assoziieren als Militär?“). Es gibt eben schon noch andere Dinge, an die man denken könnte. Ich beispielsweise war nicht der Auffassung, dass die A-Bones morgen in Polen einmarschieren würden, nur weil otis sie eine Truppe genannt hat.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Truppe ursprünglich vielleicht sogar einen etwas ironischen Unterton hatte (Herde/Soldaten). Das müsste ich aber recherchieren.
Ein Wort noch über die Wiki-Links, die ich gerne verwende, was manche vermutlich glauben lässt, ich bestände nur aus Wikipedia-Wissen. Ich verlinke die Wikipedia gerne, weil sie in verständlicher Sprache häufig das Wesentliche eines Themas vermittelt und sogar einer gewissen Inhaltskontrolle unterliegt. Letztens musste ich die romantische Vorstellung aus der deutschen Wiki tilgen, nach der die Band Port O’Brien aus Alaska stammt usw (in der englischen steht das natürlich korrekt).
Wenn ich schreibe, das steht in folgendem Buch auf folgender Seite, dann können sich diejenigen, die es interessiert, in die Bibliothek gehen (oder im Idealfall an den Bücherschrank), wenn die Wikipedia verlinke, dann kann sich das jeder sofort ansehen. Das bedeutet nicht, dass alles stimmt, was darin geschrieben wird oder dass das Thema damit abschließend behandelt ist. Die Wikipedia kann aber bei vielen Themen einen allerersten Überblick liefern mehr nicht. Dass man sie kritisch lesen muss, ist klar. Das muss man bei einem normalen Lexikon aber auch. Es gibt Beiträge, die sind schlecht und es gibt viele andere Beiträge, die reichen von brauchbar bis exzellent. Gerade US-Themen sind oft exzellent beschrieben.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.