Re: Echo And The Bunnymen – The fountain

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some-velvet-morning

Registriert seit: 21.01.2008

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Was soll ich dagegen anreden? Für Euch ist das Album sozusagen der letzte Scheiß (erinnert mich an mein Bemühen im Nouvelle Vague Thread oder Scarlett Johansson letztes Jahr). Ich will hier ja auch kein neues Meisterwerk anpreisen (*** 1/2 Sterne), nur ist mir „The fountain“ positiv aufgefallen. Ich hatte weniger erwartet. Zuerst habe ich Songs bei Paul Baskerville gehört, der „The fountain“ auch nicht so zerrissen hat, wie es gerade hier getan wird. Aber gut: Ihr seid Euch einig.
Ich höre das Album vom ersten Eindruck her ganz gerne.
Noch eine Fußnote zur Stimme: Die lässt bei einigen Musikern mit den Jahren schon nach. Marc Almond singt nicht mehr so gut wie zu Soft Cell Zeiten, Mick Jagger m. E. auch nicht mehr so wie in den 60ern…Die Stimme baut ab, aber die Künstler scheinen entweder sich damit zu arrangieren und hören es nicht raus.
Aber: Es gibt eben Künstler, deren Stimme reift mit den Jahren wie ein guter Wein. Als Beispiel hätte ich Johnny Cash, der auf den American Recordings besser singt, als je zuvor.
Ian singt so gesehen nicht schlecht. Die Höhen von Porcupine erreicht er nicht mehr, aber seine bassbetontere Stimme seit Evergreen erzeugt einen Wohlklang.
Würdet ihr bei Oasis doch genauso streng sein. Was haben die denn Gescheites getan seit „What´s the story…“? Vielleicht noch ein paar Songs des letzten Albums, aber das steht glücklicherweise unter Krautrock Einfluss (ein anderes Thema). Ich bin nun wirklich kein Verfechter von Altrockern und finde meistens das Debut einer Band am Besten. Vielleicht hätten sich Echo schon lange auflösen sollen, aber gut: sie leben nun noch einmal und das alte Herren ungerne abtreten, ist ein bekanntes Phänomen. Letztendlich müssen sie schauen, wie sie ihren Lebensunterhalt finanzieren. Deshalb doch das Wiederaufleben von meinetwegen Spandau Ballet. Das hat wenig mit Musik zu tun. Sie gehen eben noch einmal auf Tour und die Hardcore Fans gehen hin. So bin ich überhaupt nicht. Nur wenn wir dann schon so radikal sind (Echo nach Ocean Rain lösen sich auf, Oasis nach Whats the story…), was ist mit Marius Müller Westernhagen, Robbie Williams…? Letztendlich ist es doch das Schlimme, dass die Masse an Hörern die Künstler hören will, die sie kennt. Ja, das neue Album ist nicht so toll, aber Hauptsache sie spielen die alten Hits. Die Macht der Gewohnheit. Hat ein Künstler einen wirklich großen Hit mal gehabt, muss er sich schon sehr bemühen, dass die Konzerthallen zehn Jahre später leer sind. Bei so einer Indie Band wie Echo mutet es dann noch einmal seltsamer an, wenn sie sich nicht endlich auflösen. Teilweise regt mich so etwas auch auf, aber letztendlich: Gestern habe ich Neil Young (Year of the horse) gesehen, was ganz gut zum Thema Altrocker passt. Klar ist er in die Jahre gekommen, die Songs waren live viel zu lange gespielt, die Stimme ist nicht mehr so gut und ein nicht endenwollendes Gitarrensolo jagt das Nächste, aber am Ende: Er steht noch auf der Bühne, er rockt da rum. Ich hätte in dem Alter da keine Lust mehr zu, aber ich kann es doch inzwischen akzeptieren. So gesehen ist der Selbstmord von Ian Curtis zynisch gesagt vielleicht das Beste gewesen, was Joy Division hätte passieren können. Auf ihrem Zenit nimmt er sich das Leben, „Love will tear us apart“ klettert in die Charts… Oder Kurt Cobain: Das zweite Album lief ja nun nicht so gut wie „Never mind“, aber als er sich umbringt wird er zum Rebellen stilisiert und Nirvana ist auf einmal auf jedem T Shirt der Düsseldorfer Altstadt zu sehen. Das ist das andere Extremum. Ich will damit nur sagen, dass sich selten eine Band zum günstigsten Zeitpunkt auflöst. Die Rolling Stones werden vermutlich sogar mich noch überleben.

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