Re: 13.12.2009

#7419049  | PERMALINK

wolfgang-doebeling
Moderator
KICKS ON 45 & 33

Registriert seit: 08.07.2002

Beiträge: 7,351

otisDJ, was ist eigentlich richtig bzw. wann haben sie es geändert? Es gab die Schreibweise Mama’s & Papa’s, aber auch die Pluralform. Oder war das ein Eigenheit der dt. RCA? Monday Monday z. B. hat den Genitiv, Straight Shooter den Plural Mamas & Papas. (Ich habe jetzt nicht weiter recherchiert, vielleicht ließe sich die Frage ja leicht im Netz klären)

Ursprünglich war die Namensgebung eine Hommage an die Hell’s Angels, wo sich die Geschlechter gegenseitig als „Mama“ und „Papa“ apostrophieren. Zumindest in den Sixties war das so. Die Gruppe hieß also zunächst THE MAMAS & THE PAPAS, was dann im Laufe der Zeit zu THE MAMAS & PAPAS abgekürzt wurde. Eine Verschleifung, kein bewußter Akt der Namensänderung. Die Apostrophs waren immer falsch, also Deppenapostrophs, die von Dunhill-Designern in die Welt gesetzt und fleißig abgeschrieben wurden. Es gibt jede Menge solcher Beispiele, man denke an das sinnfreie Komma in „Paint It Black“ oder das überzählige „i“ in „Gimme Shelter“. Ganz zu schweigen von eigenmächtig veränderten Songtiteln. Um bei den Stones zu bleiben: aus „The Last Time“ wollte ein eifriger Angestellter bei London „(This Could Be) The Last Time“ machen, was Oldham noch zu verhindern wußte. Bei „Satisfaction“ hat er freilich gepennt, die Single sollte in Amerika rasch veröffentlicht werden, weil die Stones dort gerade spielten. Deshalb kam sie zuerst in den USA raus. Wo derselbe (!) Wicht diesmal seinen Kopf durchsetzte und daraus „(I Can’t Get No) Satisfaction“ bastelte. Mit der Begründung, das könnten sich Radiohörer besser merken, weil das „I can’t get no“ im Song so prominent sei. Oldhams Protest kam zu spät, eine halbe Million Singles war bereits ausgeliefert. Decca machte auf späteren Releases in europäischen Ländern diese taktile Titelerweiterung in Klammern nicht mit, weil die Stones hier schon so bekannt waren, daß man glaubte, auf die Merkhilfe „I can’t get no“ verzichten zu können. Weshalb etwa auf den deutschen nur das originale „Satisfaction“ steht. Was sich dann im Laufe der Jahre ja auch durchsetzte. Ich schweife ab. Nicht uninteressant jedenfalls, diese Irren und Wirren unterschiedlicher Schreibweisen. Der arme Lowell Fulson konnte auch ein Lied oder zwei davon singen. Am Ende nannte er sich einfach so wie es auf seinen Platten stand: Fulsom. Die normative Kraft des Faktischen, auf den Kopf gestellt.

--