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Sokrates
Der qualitative setzt sich aus mehreren Gesichtspunkten zusammen: Auf Schaffensseite: Newcomer, die mich – im Gegensatz zur Mehrheit, das ist mir klar – nicht überzeugten (Soap & Skin, Animal Collective, XX etc. pp.), arrivierte Künstler, deren neue Platten nicht an Früheres heranreichten; auf Hörerseite: Eine gewisse Müdigkeit über das (vermeintlich) immer gleiche.
Beide Aspekte sind ja nicht gerade neuartige Entwicklungen, bzw. Erscheinungsformen und begleiten die Historie der Popmusik seit Anbeginn. Und gerade aus diesen Prozessen heraus kann man ungeheuer positive Anreize und Chancen mitnehmen, um (auch für sich persönlich) die ganze Chose am Laufen zu halten. Kulturpessimismus bringt niemanden weiter. Natürlich kann ich Deinem letzten Satz die Richtigkeit nicht ableugnen – mit diversen Künstlern ging es mir in 2009 ähnlich – jedoch kein Grund in Resignation zu verfallen. Wie heisst es immer so (un)schön: des einen Tod – des anderen Brot. Man muss auch mal loslassen können und nach vorne sehen können. Auch wenn einem auf Anhieb nicht alles gefallen mag, eine gewisse Wichtig- und Richtigkeit muss man Weiterentwicklungen (auch wenn sie durchaus mal in Sackgassen geraten können) einfach zugestehen. Und das funktioniert sehr wohl auch auf subjektiver Ebene.
Es scheint mir so zu sein (gestatte mir diese quasi-objektivierende Aussage), dass die Rockmusik in einer kreativen Klemme steckt. Nach dem Retrotrend der letzten Jahre fehlt es an einer Perspektive. Daneben nehme ich eine Atomisierung der Szene wahr, in der alles nebeneinander existiert und es den beherrschenden, beflügelnden Trend so gar nicht mehr gibt.
Auch hier bin ich optimistischer eingestellt.
(Ich kann es mir jetzt allerdings nicht verkneifen, zu erwähnen, dass von mir aus eine gewisse Bräsigkeit in der Rockmusik zum Teufel gehen kann, Hauptsache in der Popmusik ist alles in Ordnung…)
Nun gut, Perspektiven sind doch vorhanden, auch wenn sie in sog. „Nischen“ existieren mögen. Aus ebensolchen sind doch letztlich auch manche der ganz grossen Trends erwachsen. Und wenn dem doch so sein sollte, dass sich in manchen (Musik-)Jahren nicht so viel „Spektakuläres“ abspielen sollte, so muss man dieses „Luft holen“ auch einmal akzeptieren können – ohne gleich Forderungen aufzustellen, bzw. in Kulturpessimismus zu verfallen und das dräuende Ende heraufzubeschwören.
Ausserdem sehe ich keine übermässige Aufsplitterung, gar Abgrenzung. Und wenn dem trotzdem so wäre: friedlich nebeneinander existierende Szenen bieten auch Chancen. Hatten wir aber auch alles schon einmal…
Wichtiger ist mir aber: Ein Kommentar eines Einzelnen über die Qualität eines Jahrganges ist immer subjektiv, und als Äußerung immer erlaubt, ja sogar notwendig. Es besteht immerhin die Chance, dass sich daraus eine Debatte ergibt.
Ich verstehe Deine Forderung nach Selbstzensur nicht bzw. halte sie für grundfalsch.
O.k., Sokrates, Du hast Deine Sichtweise jetzt ausführlich erläutert, wofür ich Dir danke. Ich mag jedoch diese Pauschalisierungen im Schlagzeilenformat nicht. Auch (und gerade) eine subjektive Sichtweise muss sich selber ein „aber“ eingestehen können. Und es wird immer so bleiben, dass die „schlechter Jahrgang“-Floskel bei mir immer wieder auf Ablehnung stossen wird. Es schwingt nämlich immer ein wenig das fatalistische Totschlagargument mit…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad