Antwort auf: ECM Records

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vorgarten

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ECM 1061
john abercrombie / dave holland / jack dejohnette: gateway

inselalbum. eine der besten gitarrenjazzaufnahmen aller zeiten, so weit würde ich gehen. dave holland ist zurück bei ecm, diesmal mit dem miles-band-kollegen dejohnette und der hat gute erfahrungen mit abercrombie gemacht. das material ist großartig und sehr holland-lastig – das fängt mit einer art country-thema mit ornette-anleihen an („back – woods song“), unter dem dejohnette seinen berühmten abstrahierten funkbeat spielt, geht über in ein rubato-tongedicht („waiting“), dann kommt mit „may dance“ ein äußerst hübsches kleines thema, das in einer freien improvisation, schließlich in einem freien swing, wie er ihn später in seinen quintetten kultiviert, zerstäubt wird. auf der zweiten seite räumt der bassist kurz das feld für einen krawall-jam von abercrombie und dejohnette (was towner und christensen auf SOLSTICE übrigens auch – ziemlich toll – machen), dann kommt noch die großartige ballade „jamala“, die über fast 5 minuten ganz langsam ein bedrohliches potential entfaltet. der closer ist dann von dejohnette, nahtlos anschließend, eine dunkle beschwörung, mit dramatischer geste in den raum geschleudert, bevor abercrombie sich über einem vertrackten bassriff verausgaben kann.

man kann hier über abercrombie nicht genug schwärmen, zumal, wenn man sich ein bisschen mit gitarren auskennt. wie flüssig er verschiedene spieltechniken verknüpft, wie subtil er die wenigen modulationsmöglichkeiten seiner apparatur nutzt, welchen ton er hinbekommt und wie leicht er die ideen auftürmt und exekutiert, ist schlicht atemberaubend. das erste solo allein ist nicht von dieser welt, ganz aufgelöst in der gebrochenen heiterkeit der folkloristischen harmonien. in den vielen freien passagen auf dem album kann er nicht ganz daran anknüpfen, er sucht hörbar nach zugängen, verschärft den ton, will sich allzu kontrolliert gehen lassen, aber es ist spannend, ihm dabei zuzuhören. und ganz am ende, 7 minuten im closer, der auch noch „sorcery I“ heißt, findet er endlich den hendrixschen höhepunkt im größten dreck, den er sich je getraut hat (john mclaughlin rechts überholend), um dann im dejohnettefunk auszuglühen. just wow.

John Abercrombie guitar
Dave Holland bass
Jack DeJohnette drums
Recorded March 1975 at Tonstudio Bauer, Ludwigsburg
Engineer: Martin Wieland
Produced by Manfred Eicher

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