Re: ECM Records

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nail75

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@redbeans: Wenn ich die von Dir behauptete „Randständigkeit“ positiv formuliere, dann lobe ich den Eklektizismus von ECM, der eben auf der Einbeziehung musikalischer Stile über Grenzen hinaus basiert. Wenn damit eine Randständigkeit in Bezug auf den Jazz verbunden ist, den Blue Note verkörpert – damit kann ich leben. Die 60er sind aber auch echt vorbei – und die 50er auch. Das ist jetzt etwas überspitzt, aber trifft den Kern des Problems Deiner Aussagen.

Natürlich ist es ein Fehler, ECM und Blue Note auf dieselbe Stufe zu heben, schon weil die Zeiten ganz andere waren. Das Verdienst von ECM besteht darin, ein eigenes Profil gewonnen und dieses über Jahrzehnte hinweg weiterentwickelt und verfeinert zu haben, ohne austauschbar zu werden. Das Verdienst von Blue Note bestand darin, dass zwei Berliner Juden, die vor dem Nationalsozialismus in die USA geflohen waren, die selbst diskriminierten schwarzen Jazzer mit Respekt und Achtung behandelt haben und ihnen (anders als viele andere Label dieser Zeit, aber nicht alle) viel Zeit einräumten, ihre musikalischen Ideen zu verwirklichen. Kein Wunder, dass die Resultate waren. Wenn Andrew Hill für Prestige aufgenommen hätte, dann wären die Resultate nur halb so gut gewesen. Dass sie darüber hinaus noch die Musik mit einer europäisch geprägten Ästhetik versehen haben, macht Blue Note-Alben heute auf ganz andere Art und Weise begehrt als die hingeschissenen Cover von Prestige und anderen Labels, die sich dann natürlich eifrig bemühten, BNs Niveau zu erreichen. Heute machen ja sogar die Reissues das Blue Note Back-Cover Design nach…

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.