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Andy Warhol’s Velvet Underground – I’m Waiting For The Man
A: I’m Waiting For The Man
B: There She Goes Again
Released: 1973 (D)
Label: MGM
Catalog#: 2006 067
Die Sonne senkt sich, sie versteckt sich Stück für Stück hinter der Skyline New Yorks. Es werden riesige Schatten geworfen, welche die Nacht einleuten. Schatten, welcher metaphorisch für die dunkle Seite der Stadt steht. Mittlerweile ist völlige Nacht. In einer düsteren Seitenstraße hat ein Freier sein Glück gefunden. Man erkennt nicht viel. Aus den Gulliedeckeln dampft es ohne Unterlass und legt die engen Gassen in ein Nebelmeer. Die Glühbirnen der Straßenlaternen funken nur im Minutentakt auf, man sieht lediglich Silhouetten oder kann sie vielmehr erahnen. Nicht viel weiter wird mit Drogen gehandelt, stets geduckt und mit nervösem Blick, ob man beobachtet wird. Wenige Meter daneben liegt ein Mann zwischen einigen Müllsäcken und Mülltonen, sein Arm noch abgeschnürrt, die Spritze steckt ebenso. Ein paar Blocks weiter hat die Polizei eine Meldung bekommen, dass ein Mann auf einem Fensterbrett im 5. Stock steht. Er droht zu springen aus Enttäuschungen, die er in seiner Beziehung erfahren musste.
So zumindest könnte ein Bild verlaufen, dass The Velvet Underground auf ihrer ersten LP zeichnen. Ein Bild konträr zu vielem, was 1967 geschrieben und auch musiziert wurde. Einer der bedeutenden Tracks ist „I’m Waiting For The Man“. In Deutschland erschien dieser als Single-A-Seite, eine Auskopplung aus der Compilation „Andy Warhol’s Velvet Underground Featuring Nico“. Man muss nich einmal bis zu Reeds Worten „I’m Waiting For My Man / 26 Dollars In My Hand“ abwarten, um das Gefühl zu bekommen, die Band artikuliert sich anders. Es beginnt mit einem stampfenden Rhythmus, welcher jeden Takt gleichermaßen betont. Diese Akzentuierung setzt sich das ganze Stück fort. Nicht, weil man sich dem Delitantismus aus Unkönnen verschrieben hat, vielmehr ein Stilmittel fand, welches musikalisch die Worte Reeds perfekt unterlegte. Am Ende spielt Cale den eigentlich als 2-Akkord ausklingenden Schluss lediglich mit einer schrägen, dissonanten Variation von D-Dur aus. Warum auch mehr, wenn es genau diese Untermalungen sind, weswegen ich diese Band so sehr schätze. Achja, im Verlauf des Liedes wird der Junkie natürlich seine 26 Dollar los und um einiges an Drogen reicher. „I’m Feeling Good, I’m Feeling Oh So Fine / Until Tomorrow, But That’s Just Some Other Time.“
Die B-Seite „There She Goes Again“ beginnt mit dem Rhythmus von „Hitch Hike“, triftet jedoch nicht in eine langweilige und unnötige Coverversion ab, vielmehr bettete man diesen Groove perfekt in ein an Beat erinnerndes Stück Musik ein. Selten klangen die frühen Velvets fröhlicher und lockerer und dies, obwohl wieder ein damaliges Tabuthema besungen wurde. Viele Künstler, die ähliche Themen aufgriffen, versuchten ihren Text recht subtil und verblümt zu halten, Reed hingegen kontfrontierte den Hörer mit ernsten Themen in einer unglaublichen Coolness, dass man nicht vor Schreck die Ohren zuhalten oder sein Entsetzen anderweidig zur Schau stellte musste. Im Gegenteil, man fühlt sich auf einmal selber „cool“.
„He’s Got The Works, Gives You Sweet Taste.“
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