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tolomoquinkolomEin Song transportiert keine historische Bedeutung seines Hervorbringers.
Ich habe keine Schwierigkeiten damit, das Stück eines Sängers oder einer Sängerin zu hören und die „historische Bedeutung“ des Künstlers oder der Künstlerin dabei auszuklammern (sofern diese mir überhaupt bekannt ist). Beim Hören ist dies für mich ohne Bedeutung. Es geht mir um Musik und nicht um Musikgeschichte. Respekt kann kein Kriterium sein, weshalb mir etwas gefällt oder nicht.
Respekt nicht, aber darum ging es nicht. Ein Song transportiert zwar keine historische Bedeutung, ist aber eingebettet in einen Diskurs, der diesem Song Bedeutung jenseits der reinen Musik verleiht. Das kannst Du nicht ausklammern, sofern Du nicht gänzlich frei vom Wissen über diesen Diskurs bist. Das bist Du natürlich nicht. Auch das Ablehnen des Diskurses setzt die Kenntnis der Zusammenhänge voraus. Wer sagt: „Ich halte Marvin Gaye für überbewertet“ (nur als Beispiel), weiß wie Gaye von anderen bewertet wird. Das kann man niemals ausklammern.
(Ein Gegenbeispiel zu Deiner Ansicht wäre auch: „Lass uns mal über Wagner ohne Berücksichtigung seines Antisemitismus diskutieren“. Das geht nicht, sofern man auch nur das Geringste darüber weiß.)
MarlboroManDeine Sicht der Dinge gefällt mir. Schön, daß man mit dir offenbar über Musik reden und dabei auch durchaus einmal die „historische Bedeutung“ auf Höhe von Metaebene 10 ausklammern kann.
Kann man nicht. Dabei handelt es sich übrigens nicht um eine Metaebene, sondern um den Kontext, den ein Lied oder Künstlern seit seiner Entstehung angesammelt hat und in den es eingebettet ist. Kontext und Werk sind aber nicht mehr zu trennen. Wann immer jemand mehr als „Gefällt mir“ sagt, ist dieser Kontext präsent und kann nicht einfach ausgeblendet werden. Wenn man übrigens sagt: „Klammern wir das mal aus“, dann ist die Präsenz des Kontextes besonders offensichtlich, denn damit man etwas ausblenden kann, müssen die Gesprächspartner wissen, was man ausblendet.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.