Re: Der beste Soul-Sänger

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tolomoquinkolom

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Sonic JuiceIhre herausragende Stellung hat m.E. eher mit ihrer historischen Bedeutung zu tun als nur mit der Frage einer – wie auch immer zu definierenden – Gesangsqualität, die sich ja sicherlich nicht am Oktavenumfang messen lässt, oder gar den Umständen ihres Ablebens. (Und die Qualität des Materials, das sie eingespielt haben, lässt sich natürlich auch nicht vollends von ihren interpretatorischen Fähigkeiten trennen.)

Wenn Du z.B. mal „Sweet Soul Music“ von Guralnick liest, dann nehmen dort Cooke und Redding (wie auch Ray Charles) verständlicherweise ganz eminente Stellungen in der Gründung und Prägung des Genres ein. Green hat diesen Einfluss natürlich nicht haben können. Gaye und Robinson werden dort wegen des Sonderthemas Motown komplett ausgespart, was ich als Autorenentscheidung nie so recht nachvollziehen konnte. Aber Gaye ist natürlich wegen „What’s Going On“, das oft als bestes Soulalbum aller Zeiten in den einschlägigen Listen auftaucht, auch besonders im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die historische Bedeutung eines Sängers für ein Genre sollte aber nicht den Blick auf das jeweils gehörte Werk (oder einen Teil daraus) verstellen. Deine These würde allerdings die reflexhafte Nennung ganz bestimmter Künstler in solchen Listen erklären. Offenbar misst man dieser Genre-Stellung mehr Bedeutung zu, als der Musik selbst.

Für mich stellt die besondere Bedeutung eines Künstlers für die Musikgeschichte (in diesem Fall Soulmusic) kein Kriterium dar, das eine bevorzugte Einordnung rechtfertigt. Ray Charles, Solomon Burke, James Brown, Sam Cooke, Otis Redding sind nicht BESSER, weil sie zuerst da waren. Einen musikalischen Grund weshalb die Genannten “wichtiger” sein sollten als Stevie Wonder, Al Green, Smokey Robinson oder Isaac Hayes sehe ich nicht. Ich höre beim Hören keine Verdienste, sondern Musik.

Sonic JuiceDagegen sieht ein Barry White nunmal recht blaß aus, selbst wenn seine Stimmbänder gut geölt sind.

[Es ist zwar ein beliebter Textbaustein hier im Forum, aber] Barry White “wird unterschätzt”. Wenn mir “der Dicke” näher ist als Mayfield oder Brown, dann liegt das an den Stimmbändern und nicht an zu würdigenden, kanonisierten Soul-Sängerlisten.

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