Re: The XX – XX

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ah-um

Registriert seit: 24.02.2006

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Ich bin sehr angetan von der Platte. Minimalismus, atmosphärisch dicht, düster und mit großer Sogwirkung. Und saucooles Artwork. Ich kann übrigens nachvollziehen, das man das sowohl als kalt wie auch als warm empfinden kann. Dunkelheit lässt sich ja mit beidem assoziieren.
Und natürlich habe ich auch an die großartigen Young Marble Giants gedacht, als das Mädchen angefangen hat zu singen.

Was mir nicht so gefällt: Dass der Junge auch noch singen musste. Er hat – so wie das Mädchen auch – im Prinzip keine Singstimme. Aber was bei dem Mädchen charmant ist, wirkt bei dem Jungen ungelenk. Er scheint sich selbst nicht ganz wohl zu fühlen bei dem, was er da tut. Das Mädchen ist bei seinem Gesang bei sich, der Junge nicht. Er sucht und findet nichts Rechtes. Seinen Sprachfehler versucht er durch Nuscheln zu verbergen. Keine gute Idee.
Vor allem aber wird durch den Wechselgesang unweigerlich eine „Boy-meets-girl“-Geschichte, gar eine Teenie-Romanze aus dem Album. Denn plötzlich wird einem bewusst, wie unbedarft und unschuldig diese jungen Menschen doch noch sind. Ein Junge und ein Mädchen eben. Erotische Spannung vermag ich da keine zu empfinden, eher denke ich an Händchenhalten auf dem Schulhof.

Natürlich spielt mir hier auch die eigene Erwartungshaltung einen Streich (Lou Reed sei’s geklagt). Wer so düster-dichte Klänge produziert, der hat wahrscheinlich auch Texte über Heroin, Sado-Masochismus und sonstwie Anrüchiges. Stattdessen hören wir eher unoriginelle, leicht bemühte Gymnasiasten-Lyrik über dich und mich. Nicht wirklich schlimm, aber wie geagt: ich hatte irgendwie anderes erwartet.

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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)