Re: The XX – XX

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some-velvet-morning

Registriert seit: 21.01.2008

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castles in the airGanz genau ist mir das Zitat von Bill Drummond auch nicht mehr in Erinnerung, aber die Kernaussage hast du richtig wiedergegeben. In eine ähnliche Kerbe schlug unlängst auch Jon Savage, der für seine Thesen in einem „Galore“-Interview auch konkrete Namen anführt: „Ich mag keine Popmusik, die ausschließlich für das Gefühl der Nostalgie produziert wird. Wenn ich zurück ins Jahr 1977 möchte, höre ich alte Buzzcocks-Platten. Die sind immer besser. Was nützt mir eine Band, die im Jahr 2009 alles daran ausrichtet, möglichst wie Joy Division im Jahr 1979 zu klingen? Editors oder White Lies? Interessieren mich kein bisschen. Besonders seltsam ist, dass die Mitglieder dieser Nostalgiegruppen offen zugeben, dass Joy Division vor 30 Jahren viel besser, weil originaler geklungen haben, als ihre neuen Aufgüsse. Was, bitteschön, soll das denn dann?“

Ich selbst sehe das übrigens nicht ganz so streng wie Jon Savage. Dafür gibt es einfach zu viele „Aufgüsse“ (dazu gehört auch das Debüt-Album von The XX), die einfach zu gut gemacht sind, als dass ich auf sie verzichten möchte. Besonders die White Lies gehören freilich nicht dazu.

Das ist ein gut zusammengefasstes Zitat, was doch Vieles auf den Punkt bringt. Die 80er bleiben für mich die Hochzeit der Popmusik, ein Stern, dessen Einfluss bis jetzt in die Gegenwart hineinreicht und trotz vieler toller neuer Bands wird es nie mehr wieder diese Größe haben wie damals. Diese Reduktion gibt mir gleichzeitig aber auch eine Orientierung in einer Flut von neuen Acts und VÖs, da mir bei aller Begeisterung für beispielsweise „The XX“ klar wird, dass es nie wieder so ein Popjahrzehnt geben wird. Das Zitieren diverser Postpunk Acts von neuen Bands verstärkt sogar noch meine These. Die „Rockfraktion“ von Pophörern hält die 60er/70er Fahne hoch und rümpft die Nase bei den 80ern, aber ich habe kein Problem damit und kann musikhistorisch bis in die 40er eine kontinuierliche Entwicklung erkennen. Die 90er/00er bleiben trotzdem der Wendepunkt, wo die Postmoderne in der Popmusik einsetzt, und alle Geschichten erzählt sind, nur noch rezitiert wird und die Realität zwar zu einem Flickenteppich neukonstruiert werden kann, wo es aber keine wirklich neue Popbewegung mehr auszumachen gibt. House/Techno in den 90ern nehme ich da als Bewegung noch raus. Sie hat allerdings ihren Zenit 95 gehabt und existiert als Parallelwelt in der heutigen Popmusik. Die Wucht und Intensität wie in den 90ern wird Techno allerdings nie wieder haben.

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