Re: Television Personalities

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schussrichtung

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(Damaged Goods Records, 1998)
Coverlink!

Nach mehr oder weniger inoffizieller Auflösung der Band um 1996 wurde noch dieses Album veröffentlicht. Die Aufnahmen stammen aus 1995 mit einer 1992er Radiosession zwischendurch. Oftmals liest man dieses Album sei nur für Fans erwähnenswert. Das ist etwas übertrieben, denn Daniel Treacy liefert hier einige Coverversionen mit Herz ab. Leider spielte er fast alle Instrumente allein ein, was in diesem Fall kein großer Gewinn ist. Aufgenommen in den „Toe-Rag“ Studios.
Aber nun im Einzelnen:

—  „Love changes everything“ (im Original von Andrew Lloyd Webber) eröffnet den bunten Reigen dieses Albums, welches wie gesagt hauptsächlich Coverversionen enthält. Bis auf Track 8 und 9 von Daniel Treacy Solo eingespielt, nur Liam B. Watson gab sporadisch Unterstützung an Drums und Percussion. Eine verträumte Klanglandschaft mit minimaler Produktion und dem Schwerpunkt auf Synthies und andere Tasteninstrumente bestimmen das Klangbild. Auch wenn es nicht in den Linernotes vermerkt ist, vermutlich hört man Sexton Ming (TVP-Member um 1995/1996) mit seiner sehr tiefen, sonoren Stimme als Backgroundsänger in dieser Aufnahme.

—  „TV on in Bed“ (als Autoren werden hier Ziro Baby angegeben) setzt den beschriebenen Eindruck fort. Die Stimmung ist allerdings wesentlich gehobener als auf „Love…“. Eine freundlich tröstende Version, ich kann mir bildhaft vorstellen glücklich mit meiner Angebeteten relativ früh von einer Party zu verschwinden allein um im Bett noch Fernsehen zu gucken. Hier muss sich auch niemand die Hände nach dem Griff in die Chipstüte waschen.

—  „Pablo Picasso“ eine Version des Jonathan Richman Songs. Treacy ist bekennender Fan der Musik von Richman. Der Track wird mittels minimal eingesetzten Piano und einer psychedelisch pluckernden Rhythmusmaschine umgesetzt.

—  „Darkside“ (Autor unbekannt, bitte um Berichtigung!). Ergreifende Liebesgeschichte mit akustischer Gitarre, Piano und ein wenig Percussion umgesetzt. Ein persönliches Highlight! Treacy formt hier (mal wieder) aus einem minimalen Gerüst einen ergreifenden Popsong.

—  „Don’t cry Baby, it‘ only a movie“ – der Titelsong. Aus eigener Feder. Hier wird die Neigung zu kindlichen Melodien ausgelebt. Unter anderem Audrey Heburn und Cary Grant haben auf der Textebene eine gute Zeit… in der doch etwas kruden musikalischen Umsetzung nicht nur in diesem Track, sondern auf dem ganzen Album mag so einiges den ein oder anderen Hörer an die Solowerke von Syd Barrett erinnern, welcher nach seiner Zeit bei Pink Floyd nicht mehr so recht fähig war seine musikalischen Ideen adäquat umzusetzen.

—  „Sorry to embarrass you“ (von den „Razorcuts“) – die erste Aufnahme mit E-Gitarre und Rumpelschlagzeug haut aus dem bisherigen Fluss des Albums raus. Neben einer guten Gesangsleistung von Treacy mag ich das Original allerings viel lieber. Die Wucht des Gitarrenspiels ist für Fans der Band noch erwähnenswert.

—  „Jennifer, Julie and Josephine“, welches auch als 7“ veröffentlicht wurde zeigt wieder Treacy Solo. Eine beschwingte Geschichte über die verschiedenen Wünsche verschiedener Frauen. Und jede dieser Frauen ist Freundin des Sängers. So lässt sich die zweite Eigenkomposition auf diesem Album zusammenfassen. Und wieder diese psychedelisch gefärbte Synthiebegleitung!

—  „My very first nervous breakdown“ – zuerst 1992 veröffentlicht. Dieses und das nächste Stück stammen aus einer Live-Radio-Session von 1992 in der Besetzung Head/Bloom/Treacy. Wirklich nur für dokumentarische Zwecke erwähnenswert. Hier doch lieber zu der Studioversion auf „Closer to god“ greifen.

—  „Godstar“ von Genesis P.Orridge (Psychic TV). Aus der erwähnten Radiosession mit improvisiertem Charm. Gibt einen guten Eindruck des Livesounds dieser klassischen Besetzung zwischen 1984 und 1994. Ist übrigens ein Stück über Brian Jones von den Rolling Stones…

—  „Isn’t it a pity“ – die Linernotes der mir vorliegenden CD-Veröffentlichung führen in die Irre: Der Song ist von George Harrison und nicht von „Galaxie 500“, welche ihn auch gecovert haben. Downtempo, nur mit Schlagzeug und Piano vorgetragen besitzt diese Version ihren eigenen Reiz. Für Fans der nur knapp getroffenen Töne. ;-)

Melancholisch.

Zusatz:
Das Artwork und die Fotos zu dem Album stammen von Alison Wonderland: Klick!

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smash! cut! freeze!