Re: Television Personalities

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schussrichtung

Registriert seit: 06.02.2007

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(Overground Records, 2007)

Möchte keinen eigenen Thread eröffnen, deswegen packe ich mal meine kurze Besprechung hier rein:

Knapp ein Jahr nach dem Comeback-Album „My Dark Places“ (2006) wurde dieses, mit nur 37 Minuten sehr kurze Album veröffentlicht. Es beinhaltet 13 Tracks. Coverartwok wurde hier erstmalig von der ca. 4-5 jährigen Tochter des Bassisten übernommen. Coverlink!
Die Aufnahmen stammen aus den gleichen Sessions wie „MDP“ um 2004/2005. Evtl. Overdubs oder zusätzliche Audiospuren wurden dann 2007 hinzugefügt.

Versuche mal eine Trackbesprechung (meine erste!)

—  Der Titeltrack „Are we nearly there yet?“ strahlt einen naiv-unfertigen Charme aus, zum Einsatz kommen nur sehr einfach klingende (Klingelton?-) Synthies. Dennoch eine Art Ohrwurm: Unvermittelt fühlt man sich wieder ganz klein auf dem Kindersitz des elterlichen Kraftfahrzeuges am Drängeln: „Sind wir bald da? Ich möchte ein Eis!“
—  „The Peter Gabriel Song“ ist ein humoristisches Kleinod in einer ganzen Reihe skurriler Hommagen an verschiedenste Künstler stehend. Man höre z.B. auch „An Exihibition by Joan Miro“ von 1992. Hier drängen sich wieder die merkwürdigen Synthies vor. Die Backgoundsängerin Victoria Yeulet ist hier das erste mal deutlich zu hören, welche in Folge das ganze Album angenehm begleiten wird. Wundervoller, typisch britischer weiblicher Gesang.

—  „The Eminem Song“ – sehr dunkel gehalten (in dieser Form erst seit 2004 vorgetragen) mit Daniel am Mikrofon, der sich in schnoddrigen „Sprechgesang“ versucht. Die Lyrics sind amüsant, unter anderem beschreibt Dan ein Telefonat mit Puff Diddy (amerikanischer Rapper): „Call me D.A.N., just Dan.“ Sehr selbstbezüglich, es wird auch der eigene Drogenkonsum angesprochen und der unsterbliche Hit „Part Time Punks“ erwähnt.

—  Ein typisch schlunziger TVP Vintage-Rocker in der Tradition der frühen „The Who“ folgt nun. „I get scared when I don’t know where you are“ fräst sich in die Gehörgänge und etwas später erwischte ich mich dabei den Song vor mich hin zu trällern.

—  „I see dead people“ – Kurzes instrumentales Stück, verzichtbar. Ca. 1:30 Minuten lang. Auch egal.

—  „If I could write poetry“ ein Klassiker der Band aus früheren Zeiten wird hier neu interpretiert. Victoria Yeulet übernimmt komplett den Gesangspart. Leider klingt die Aufnahme wie aus dem Übungsraum und wird lieblos ausgeblendet. Hier wurde Potential verschenkt!

—  „If I should fall behind“ – eine der seltenen Soloaufnahmen von Treacy mit akustischer Gitarre. Wer die Band kennt, der weiß das hier mit einfachen Mitteln nur ein großartiger Popsong herauskommen kann. Im Original von Bruce Springsteen, gelungene Coverversion.

—  „Coltrane’s Ghost“ – wie der Titel andeutet ein instrumentaler Track. Die TVP’s versuchen sich an Fake Jazz (um eine Beschreibung der Musik der „Lounge Lizards“ aufzugreifen). Dan an den Tasteninstrumenten. Ist ganz witzig, eine Art nervöser Muzak ist das Ergebnis. Leider auch hier wieder die störende Ausblendung an unvermittelter Stelle. Schade.

—  „Mr. Brightside“ – eine Coverversion von „The Killers“. Höhrenswert, fügt dem Track außer einer gealterten „Leck Mich“-Attitüde aber nichts weiter hinzu.

—  „All the midnight Cowboys“ – Und wieder diese Kinder/Kirmessynthies… sie haben ja durchaus ihren Reiz… eine Art „Duett“ von Victoria und Dan. „Boys are boys and girls are joy…“

—  „All the king’s horses“ – ein selbstbezüglicher Text über das Scheitern (und die Sehnsucht nach Erfolg dahinter). Schlimmer als eine Autobahnfahrt lang WDR4 hören.

—  „You are loved“ – eine Pianoballade von Dan, im Hintergrund Victoria. Wer einen Hang zu melancholischer und ruhiger Musik mit Klavierbegleitung hat sollte diesen Track lieben. (Im übrigen hat Dan diese Art Komposition seit den frühen 90ern immer wieder gemacht und sie gehören inzwischen mit zum besten was er veröffentlicht).

—  „It’s all about the girl“ – Wieder ein Vintage Rocker straight vom the 60’s. Instrumental- mit Orgel, Bass, Gitarre, Drums. Unfertig, naiv, minimal, scheppernd – einfach großartig.

Eigenständiges Album, oder nur Studioouttakes und Resteverwertung? Keins von beiden. Bis auf die ersten beiden genannten Instrumentalstücke ist dieses Album voller kleiner großer Momente.

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smash! cut! freeze!