Re: Peter Doherty

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bullitt

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Sehr treffender Beitrag in der SZ:

Der Skandal sind die anderen

Pete Doherty sorgt für Aufregung – und ein gutes Konzert

Ein kleines Gedankenexperiment: Wie hätte das am Sonntag im Backstage geklungen, wenn es kein Leben und kein Image jenseits der Bühne gäbe für den Star Pete Doherty? Wenn er noch völlig unerforscht wäre durch die Öffentlichkeit? Hätte es anders geklungen? Unverbrauchter? Oder am Ende doch nur langweiliger?

Pete Doherty lebt ein Leben weit entfernt von jeder Klugheitslehre, jeder Kosten-Nutzen-Rechnung, jeder Vernunft – und beschädigt sich damit gelegentlich selbst. Zynisch wäre es, das als Marketingstrategie abzutun. Ein Marketinggag war es aber wohl, dass er am Vorabend als Überraschungsgast auf dem On3Radio-Festival auftrat. Er passte da nicht hin (siehe nebenstehenden Artikel rechts) und revanchierte sich für ein paar Pfiffe aus dem Publikum mit ein paar Zeilen der ersten Strophe des Deutschlandliedes, live übertragen vom Bayerischen Rundfunk. Der brach das Konzert ab. Doherty reagierte nur kurz ungehalten. So weit, so langweilig. Das passt ins Bild des Rüpel-Rockers – und ist weit entfernt von einem Skandal. Vielmehr wird da deutlich, dass der Appetit des Publikums auf Skandale und künstlich erzeugte Aufregung zu einem Gefängnis für jeden Künstler werden kann.

Am Sonntag im Backstage ist Doherty dann jedoch schon wieder bester Laune – und spielt eines der besten Konzerte, das man in München dieses Jahr erleben konnte. Ein Konzert völlig ohne Aufreger und „Hast du schon gehört?“-Geschichten. Doherty solo, nur mit seiner Gitarre. Auf einem Tischchen stehen eine Kerze und eine Flasche Rotwein. Die Bühne wird da noch mehr als sonst zu einem Ort der Exposition, macht den Menschen überdeutlich sichtbar und auf das rücksichtsloseste beobachtbar. Was man beobachten kann: einen schüchternen Rebellen und einen der genialsten Songwriter dieser Generation. Einen 30-jährigen Musiker, der alle seine Hits spielt und dabei beweist, dass Pop selbst heute noch eine subversive Kraft entfalten kann, weil er das Bewusstsein dafür wach hält, dass ein komplett anderes Leben möglich ist. Und dass der schlimmste Abgrund dessen Fehlen ist.

Am Ende räumt Pete Doherty die Bühne auf, wischt das Tischchen sauber, macht die Kerze aus, packt sie ein – und verschwindet. Unspektakulär, großartig.

SEBASTIAN GIERKE

Quelle

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