Re: Jochen Distelmeyer – Heavy

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gorgeus

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pinchImmerhin gabs in der BamS vor 2 Wochen ein Harmut Engler vs. Rainer-Maria Rilke Lyrik-Stelldichein. Eventuell schließen sich da ja aktuelle Kreise zu JD und evtl. stimmt dies dann wieder etwas milder. :-)

Das Problem an Distelmeyer Solo ist jedoch nicht so sehr der Einsatz von Drumcomputern oder ein nichtvorhandener Bruch zur Linie BLUMFELD. Gegen „Liebe“ ist selbstverständlich auch niemals was einzuwenden. Nur: Es klingt einfach alles nurmehr noch furchtbar altbacken und öde, textlich wie musikalisch. So als würde Distelmeyer selber nicht mehr hinter dem stehen, was er da fabriziert und seinen eigenen Lyrics misstrauen. Weiss nicht, das Bild hängt irgendwie schief.

Patrik?

Bin zwar nicht Patrik, geb aber trotzdem mal meinen Senf dazu ;)

Ich weiss noch nicht, was ich von der Platte halten soll. Habe erst mit VF zu Blumfeld gefunden und VF war ja ein von vorne bis hinten durchkonzeptioniertes Album. Ohne die Songs im einzelnen zu kennen, scheint das bei Heavy nicht so zu sein, trotzdem find ich die Stücke in sich nicht schief.

Politisch/textlich weiterentwickelt hat sich Jochen meiner Meinung nach nicht, und gerade bei den Sachen die „Heavier“ sein sollen, muss er sich die Frage gefallen lassen, ob das noch in die Zeit passt wie z.B. „kennst Du die Reichen und Mächtigen …“; „vergeß ich Zeit und Raum und Republik“; „Draußen ist wieder gut gegen böse“. Ernsthaft, und guten Gewissens die Frage mit Nein beantworten kann ich aber auch nicht. Was reflexif zu der Frage führt, ob sich die Zeiten wirklich geändert haben oder wir uns nur diese Fragen haben austreiben lassen…
Sobald man dann aber in diesem Diskurs mit sich selbst ist, ist so ein Distelmeyer Text, alles, nur nicht langweilig, gerade weil man ihn zutiefst ablehnen oder auch annehmen kann. Und man den Eindruck hat, dass er das weiß und seinerseits behandelt (Wohin mit dem Hass?). Und wenn er dann mal eben das Vater Unser mit einbringt, fragt man sich schon, ist das nur frech oder will er uns etwas sagen?

Musikalisch möchte ich nach der Single eigentlich noch kein Statement abgeben, ich selbst hatte eine Weiterentwicklung allerdings auch nicht erwartet? In welche Richtung denn? Mit 40 wird sich Distelmeyer nicht mehr neu erfinden.

Und zum Thema „Pur für Gymnasiasten“: So what? Wo ist der Vorwurf? Wenn Distelmeyer mit seiner Art von Musik die Bedürfnisse von „Bessergebildeten“ erfüllt, die Pur für Andere erfüllt, wo ist das Problem? Warum wird immer unterschwellig die Schulbildung der Hörenden einerseits und die des Musik machenden andererseits kritisiert?

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