Re: Sonic’s Singles Round-Up

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sonic-juice
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Jimmy Radcliffe – Long After Tonight Is All Over / What I Want I Can Never Have
(Stateside SS 374, 1964)

„Long After Tonight Is All Over“ darf man als eine der größten und langlebigsten Hymnen der Northern Soul-Szene begreifen (traditionellerweise am frühen Morgen zum perfekten Abschluss eines „Allnighters“ gespielt), obwohl es sich szeneuntyisch nicht mal um ein ungemein seltenes Fundstück handelt. James „Jimmy“ Radcliffe, selbst ein profilierter Songwriter, nahm die Burt Bacharach/Hal Davis-Komposition eigentlich als Gesangsvorlage für seinen Label-Kollegen Gene Pitney auf. Die Qualität der Interpretation überzeugte Musicor verständlicherweise, das Demo als Single unter seinem Namen zu veröffentlichen.
Unter Soul kann man die Aufnahme allenfalls auf Grundlage der sanften, gleichwohl expressiven Stimme von Radcliffe verbuchen. Das Arrangement von Bacharach ist feinster Pop: orchestral, opulent, hymnisch und zugleich von einer berückenden Subtilität, die auch die Stimme eines Roy Orbison oder eben Gene Pitney bestens gebettet hätte.

Die Original-Single, die in den USA auf Musicor (MU-1042) und im UK auf Stateside veröffentlicht wurde (und es dort in die Top 40 schaffte), ist trotz ihrer relativ hohen Auflage mittlerweile kein Schnäppchen mehr. Es gibt seit den 70ern mehrere Nachpressungen, zu deren Qualität und Legalität ich aber nichts sagen kann.

Bob Meyer and The Rivieras – Behold / You’ve Got To Tell Me
(Lawn 238, 1964)

The Rivieras aus Charlotte, North Carolina, firmieren zwar auch unter dem Label “Beach Music”, haben aber zu den Rivieras von „California Sun“ keine Beziehung. Von R&B und Doo Wop geprägt, verdienten sie in den 60er Jahren ihr Geld vornehmlich als lokale Backing Band bei Liveauftritten für Acts wie The Coasters, The Drifters, Chuck Berry und diverse Motown-Gruppen. Mit dem selbstverfassten „Behold“ landeten sie einen regionalen Hit, der trotz ihrer Vorbilder nicht schwärzer als ein beliebiger Track der Beatles oder Beach Boys klingt. Anfangs bevorzugte ich die etwas ruppigere und flottere B-Seite, da mir „Behold“ in seiner schlichten Eingängigkeit fast schon zu aufdringlich war. Mittlerweile schätze ich aber den schnörkellosen wie unschuldigen Popschmelz sehr, der diesen Midtempo-Groover auszeichnet. Qualitativ kann man hier tatsächlich von einem Double-A-Sider sprechen.

Wie verbreitet die Single, die damals ebenfalls auf dem Label Casino (und zwischenzeitlich auch als Reissue) erschien, über die Grenzen von Carolina ist, vermag ich nicht zu sagen. Kurioserweise ist mir neulich erst aufgefallen, dass sich auf dem Album „Your Precious Love“ von Linda Jones eine stark abgewandelte (gleichwohl ansprechende) Coverversion befindet, bei der allerdings als Komponist seltsamerweise ein gewisser S. Robinson angegeben ist, nicht wie im Original Bob Meyer und Nat Speir.

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Update:

1. Jimmy Radcliffe: Long After Tonight Is All Over
2. Willie Nelson: I Never Cared For You
3. Candy & The Kisses: The Last Time
4. „Wee“ Willie Walker: Ticket To Ride
5. Bob Meyer and The Rivieras: Behold

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