Re: James Brown

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Funk wasn’t something James Brown set out to invent. He once told this writer, „I never knew where my music would end up. I just followed my ears as the doors opened up.“
Fred Wesley: „James‘ role was the instigator. I had to free my mind of all the music I knew in order to understand what he was talking about. You can’t relate any of this stuff to anything that was before it – not even his own music. James understood that, I understood.“

~ Alan Leeds, Liner Notes zu „The J.B.’s – Funky Good Time: The Anthology“, Polydor 2CD, 1995

:: I Feel Good (1975) ::

Im Januar und Februar 1975 nahm Brown nochmal ein paar Sessions mit seinen J.B.’s auf, ging aber auch wieder mit Studio-Musikern zur Sache und produzierte weitere J.B.’s Aufnahmen… aber the writing was on the wall.

Von derselben Session wie „Kansas City“ stammt die treibende neue Version von „I Feel Good“, die auf dem Album Sex Machine Today veröffentlicht wurde, sein zweites Album des Jahres nach Reality (das ev. schon Ende 1974 rauskam? Im Booklet von „Star Time“ wird es unter 1975 gelistet – auf dem Album war übrigens „Funky President“ zu finden, das im letzte Post kurz erwähnt wurde). Meine Vermutung ist, dass das Charles Sherrell ist, der hier Bass spielt, und nicht Fred Thomas (der im Booklet von „Make It Funky“ als zweite Möglichkeit genannt wird) – der Sound ist satter, etwas verzerrter, und das Spiel rhythmisch etwas freier als von Thomas gewohnt – und trägt einiges zum Erfolg dieses Remakes bei.

Auch „Problems“ vom Februar ist auf „Sex Machine Today“ erschienen (und wie „I Feel Good“ auch auf Make It Funky zu finden). Das Stück ist kurz, Brown wird wie üblich kompetent begleitet, Clavinet und Begleitsänderinnen prägen den Sound, Wilbur Bascomb überzeug am Bass und Jimmy Madison and den Drums.

:: The Soul Funky Train ::

Ein paar Tage nach „Kansas City“ und „I Feel Good“ nahmen die J.B.’s im Januar Browns Stück „All Aboard the Soul Funky Train“ auf, mit Charles Sherrell am Clavinet und einem tollen Groove. Es wurde als People-Single veröffentlicht und auch auf dem letzten J.B.’s-Album Hustle with Speed veröffentlicht. Wesley bläst ein tolles Solo, derweil JB, Bobby Byrd (!) und andere mit Geschrei etwa Party-Stimmung machen…

:: Sex Machine (1975) ::

Ende Januar nahmen die J.B.’s mit ihrem Boss einen neue Version von „Sex Machine“ auf. Die Single lief verhältnismässig gut (R&B #16, Pop #61) und das Stück sollte einer der letzten klassischen Jams sein, die Fred Wesley und Maceo Parker mit Brown einspielten, bevor sie wie zuvor schon Bootsy Collins und seine Mitstreiter, zu George Clinton wechselten. Um dieselbe Zeit ging „Jabo“ Starks zu B.B. King, von den alten Kämpen blieben St. Clair Pinckney, Charles Sherrell und Jimmy Nolen.
Hier sind aber Wesley, Parker und „Jabo“ alle noch einmal zu hören – und zwar in Form! Statt dem Dialog mit Bobby Byrd führt Brown hier einen Dialog mit der ganzen Band und vor allem mit Fred Wesley. Brown und Sherrell bearbeiten beide ein Clavinet und auch die Gitarren sind as funky as it gets – ein sehr tolles Remake! Mit diesem Stück startet übrigens die Compilation Dead on the Heavy Funk, in der der Zeitraum von 1975 bis 1983 abgedeckt wird – un natürlich war es der Opener von „Sex Machine Today“.

„Turn On the Heat and Build Some Fire“ ist die späteste Nummer, die auf „Make It Funky“ zu hören ist. Sie stammt vom Album Everybody’s Doin‘ the Hustle & Dead On the Double Bump und arbeitet noch einmal mit den funky Sounds des Clavinets und der Gitarren und einem äusserst ausgespaarten Beat von Fred Thomas und John Morgan. Wesley ist zunächst als Backgroundsänger zu hören, das Stück hebt aber nie richtig ab.

:: Funky People Hustle ::

Am selben Tag nahm Brown auch eine Single von Sweet Charles Sherrell auf, „Hang Out & Hustle“, zu finden auf James Brown’s Funky People, Pt. 3.

Auch auf der dritten Funky People CD ist „Pick Up the Pieces One By One“ zu hören, einer Band namens „A.A.B.B.“ zugeschrieben. Der rhythm track stammte aus dem Oktober 1971, fast dreieinhalb Jahre später hat Brown das Stück fertiggestellt, nachdem die schottische Average White Band 1975 mit „Pick Up the Pieces“ und „Cut the Cake“ (sie basierten auf den J.B.’s Nummern „Pass the Peas“, „Gimme Some More“ und „Hot Pants Road“) ihren internationalen Durchbruch feiern konnten. Brown war laut Arrangeur Dave Matthews darüber erzürnt und mischte mit dem rhythm track von „Hot Pants Road“ und Hilfe einer Studio Band inklusive Streicher und Harfe (grossartige Idee!) seine eigene Version ab (Brown sass selbst am Clavinet). Der Bandname „A.A.B.B.“ stand dabei für „Above Average Black Band). Die Single erschien auf seinem kurzlebigen Label Identify und hatte mangles airplay nicht die geringste Wirkung – das Stück ist aber eine sehr charmante Rarität in Browns Katalog.

:: Copying the Copycats ::

Die Singles von 1975 waren weniger erfolgreich, überhaupt sollte Brown abgesehen von „Get Up Offa That Thing“ (1976) lange Zeit keine Top-10-Hits mehr haben. Seine Zeit war am Abklingen. Die erste war „Reality“ b/w „I Need Your Love So Bad“ (R&B #19), gefolgt von „Sex Machine (Pts. 1 & 2)“, „Dead On It (Pts. 1 & 2)“ (kein Charts-Eintrag), „Hustle!!! (Dead On It)“ b/w „Dead On It, Pt. 2“ (R&B #11), „Superback, Superslick (Pts. 1 & 2)“ (R&B #28) sowie „Hot (I Need to Be Loved, Loved, Loved)“ b/w „Superbad, Superslick (Pt. 1)“ (R&B #31).

When Fred assembled The J.B.’s to record Hustle with Speed, the handwriting was on the wall. Morale problems were eroding another classic James Brown band. At first Fred tried to fight the inevitable, but he turned out to be the first victim.
„‚J.B.’s Monaurail‘ is when me and James started falling out,“ Fred says. „I told him, ‚You’re copying people who are copying you!‘ He thought he had run out of ideas, but he hadn’t. Because he could just hum anything and I could make it work. We could do that right now. He just lost the nerve.“
Wesley finished the record and even made an embarrassing apearance on „Soul Train“ lip-synching „Makin‘ Love,“ a tune Brown lifted from the Ohio Players. On July 4, 1975, at Madison Square Garden, Fred Wesley resigned.

~ Alan Leeds, Liner Notes zu „The J.B.’s – Funky Good Time: The Anthology“, Polydor 2CD, 1995


Hustle with Speed

Das Stück „J.B.’s Monaurail“ gehört allerdings zu den besseren der letzten Zeit der J.B.’s. Aufgenommen im April gelangte die Single immerhin auf #63 der R&B Hitparade (die meisten J.B.’s Single der letzten Monate hatten es nicht mehr in die Charts geschafft). Der Groove ist stampfend, der Bass leicht verzerrt, da ist wieder Sherrells Clavinet… und wunderbar relaxte Soli von Maceo Parker. Das Stück war auch auf „Hustle with Speed“ zu finden.

Im Juli, ohne Wesley, entstand noch eine letzte seltsame J.B.’s Single, die unter Maceos Namen auf People veröffentlicht wurde und später auf dem ersten 1976er Album von Brown, Hot, zu finden war. Das Stück hiess „Future Shock (Dance Your Pants Off)“ (auf dem Album „The Future Shock of the World“) und die Single schaffte es auch nicht in die Charts. Die Musik ist ein seltsames Gebräu aus Funk und Disco Sounds, Brown bellt und die Band wiederholt immer wieder den Chor „Let’s Go to the Discotheque and Dance Your Ass Off“ – was auch der working title der Nummer war. Immerhin hören wir nochmal ein kurzes Solo von Maceo Parker. Die erwähnten J.B.’s Tracks sind übrigens alle auf Funky Good Time: The Anthology zu hören.

Der Abgang von Wesley hatte unmittelbare Folgen: Ende September zog Fred Thomas von dannen, Maceo Parker folgte Wesley alsbald nach zu George Clintons Band und „Jabo“ Starks war bereits mit B.B. King unterwegs.
Die Band war also in der zweiten Hälfte des Jahres im Umbruch, für Brown wurde es zunehmend schwieriger, Gigs zu kriegen – überdies hatte er auch noch die I.R.S. am Hals.

Noch vor der Maceo-Single war Brown im Juni im Studio, um „Hustle!!! (Dead On)“ einzuspielen. Die Band war eine Mischung aus verbliebenen J.B.’s (Sherrell, Johnny Griggs, Wesley als Background Sänger) und den üblichen Studio-Musikern. Die Single war mit #11 immerhin noch einer der erfolgreichsten R&B-Hits der kommenden Zeit – ist aber was das „Hustle“-Thema betrifft, das 1975 eine Art Obsession von Brown gewesen zu sein scheint, viel weniger erfolgreich als die Nummer, die Brown mit Sherrell produziert hatte. Nach dem Remake von „Sex Machine“ ist das die zweite Nummer auf Dead on the Heavy Funk, der Compilation, die zu Beginn das Ende der J.B.’s unter Wesley, den folgenden Umbruch und dann die Geburt der nächsten Band Browns und deren Aktivitäten bis in die frühen 80er Jahre hinein dokumeniert.

Die dritte Nummer ist „Your Love“, das schon im September 1973 eingespielt wurde (mitten in den Arbeiten für „The Payback“). Brown hat das Stück im Juni 1975 mit Gesang-, Piano- und Perkussions-Overdubs fertiggestellt, die Band ist aber nochmal die alte mit Wesley, Maceo Parker etc. Das Stück erschien auf dem Album Everybody’s Doin‘ the Hustle & Dead On the Double Bump, das im August 1975 erschien.

:: Everybody Wanna Get Funky One More Time ::

Im September spielte Brown mit einer Studio-Band „Hot (I Need to Be Loved, Loved, Loved, Loved)“ ein. Selten klangen die Studio-Musiker so funky – was auch am entschlackten Arrangement liegen dürfte. Steve Gadd sitzt an den Drums, Bill Lee (ja, Spikes Pop – ein gestandener Jazzer) spielt Bass, Joe Beck und Dunacn Cleary sind die Gitarristen (einer davon mit kräftig verzerrten Linien, der andere mit rhythmisierten Akkorden) und Leon Pendarvis spielt Piano. Die Single erschien im November (#31 R&B) und wurde dann im Januar 1976 auch auf dem Album Hot veröffentlicht, dem ersten von vier des folgenden Jahres (eins davon war allerdings ein Reissue des 1970er Doppel-Albums „Sex Machine“, das dieses Mal „Sex Machine Live“ hiess und wohl ein Versuch war, nach dem Remake der Single noch ein wenig die Kasse klingeln zu lassen). Aber wir greifen vor… Will Lee und Steve Gadd grooven derweil munter weiter, so reduziert funky und erdig wie Browns Leute auf den besten Tracks der vergangenen Jahre!
Die gekürzte Single-Version ist auf „Star Time“ zu finden.

Im Februar enstand noch eine letzte J.B.’s Single, zumindest nominell… die Band bestand nur noch aus Brown (voc, p, org), Jimmy Nolen und Neuzugang Robert Coleman (g), Charles Sherrell (b), Rückkehrer Melvin Parker (d) und einem einzigen Bläser, der hier aber als Perkussionist und Co-Lead-Sänger eingesetzt wird, Trompeter Russell Crimes. Das Stück, das aufgenommen wurde war „Everybody Wanna Get Funky One More Time“ (Pt.1, fast sechs Minuten lang, ist auf Funky Good Time: The Anthology zu hören). Danach zog Polydor bei Browns People-Label den Stecker… die Single wurde rasch zu einem gesuchten Sammlerstück. Und damit war eine weitere Ära in der Karriere von James Brown unweigerlich ans Ende gekommen.

Weiter ging’s dann im Frühling und Sommer 1976 mit dem letzten Top-10-Hit für lange Zeit, „Get Up Offa That Thing“ (R&B #4) und dem Album gleichen Namens, sowie bald darauf mit dem tollen „Body Heat“… dazu später mehr.

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