Re: James Brown

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gypsy-tail-wind
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Einige Stücke aus diesem Zeitraum sind auf der vor einer Weile besprochenen Compilation Messing with the Blues zu finden:

gypsy tail wind

[…] Eingeklammert werden diese Stücke durch zwei Takes des einzigen Brown-Originals, „Like It Is, Like It Was (The Blues)“ am Anfang und „… (The Blues, continued…)“ am Ende, aufgenommen im Dezember 1972 und zuvor unveröffentlicht (der Opener) bzw. auf einem Soundtrack versteckt (der Closer, auf „Black Caesar“, Polydor 1973). Es handelt sich dabei um einen dieser Monologe, in dem Brown wie ein Musiker „rifft“ – über einem fetten Background der JBs (inkl. Wesley, Pinckney, Nolen). Brown spielt selber Piano.

Die beiden Takes stammen von einer der Sessions, auf denen Jimmy Nolen bereits wieder in der Band war aber Maceo Parker noch nicht. Nolens Gitarre ist schön zu hören – die hohe Kunst der Rhythmusgitarre hat er meisterhaft beherrscht!
Die Version auf Black Caesar war übrigens wesentlich gekürzt im Vergleich mit der zweiten, am Ende von „Messing…“ stehenden.

gypsy tail windMit Honky Tonk vom April 1972 sind wir dann nach einem Zeitsprung mitten im Funk… Bobby Roach (Solist) und Hearlon „Cheese“ Martin an den Gitarren, Fred Thomas am Bass und „Jabo“ Starks am Schlagzeug lassen es krachen, unter den Bläsern des „James Brown Soul Train“ sind Fred Wesley und St. Clair Pinckney, letzterer mit einem ekstatischen Solo zu hören. Die Single landete auf R&B #7 und Pop #44.

Die Single war zweiteilig – und miten im Funk sind wir nicht wirklich… eher in einer Art aktualisierten R&Bs.
Das Stück nimmt den typischen „Train“-Groove auf, den Brown schon einige Mal verwendet hatte („Night Train“, rec. Feb. 1961, im Jahr drauf als Single R&B #5 und Pop #35) und auch 1975 mit den J.B.’s wieder aufgreifen würde (die Single „All Aboard the Soul Funky Train“, auch auf dem J.B.’s-Album „Hustle with Speed“ untergebracht – siehe nächster Post).
Es ist also kein Wunder, dass diese Aufnahme auf „Messing…“ untergebracht wurde und nicht auf „Make It Funky“.

gypsy tail windMit Further On Up the Road sind wir wieder im Funk-Territorium. Diese unveröffentlichte Aufnahme entstand 1973 – eine andere Version erschien auf dem Album Reality. Die Rhythmusgruppe ist seltsam distanziert, gedämpft. Fred Wesley ist kurz als Solist zu hören, vor das Stück fadet.

Auch hier gilt dasselbe… Brown kehrte nicht nur in seiner Show sondern auch im Studio immer wieder zu den R&B Roots zurück und spielte neue Versionen alter Stücke ein.
Die Gedämpftheit der Aufnahme (Maceo war übrigens wieder dabei, ist aber nicht solistisch zu hören hier) steht in deutlichem Kontrast zum Grossteil der Musik, die Brown in jener Zeit sonst gemacht hat. Die Session entstand am 2. August in Augusta, Georgia – zwei Tage vor der Session für „The Payback“. Brown stand wohl noch immer unter Schock wegen des Todes seines Sohnes. Und die Aufnahme blieb ja bis zu „Messing with the Blues“ auch im Kasten (wo sie durchaus nicht hätte bleiben müssen, nicht dass man mich missverstehe).

gypsy tail windEs folgt eine weitere Version von „Kansas City“, aufgenommen 1975 und auf Everybody’s Doin‘ the Hustle and Dead on the Double Bump erschienen. Über einen Shuffle-Beat von „Jabo“ bellt Brown den Text und holt Maceo Parker für ein hübsches Altsax-Solo, das mit simplen Motiven spielt. Brown und die Band sind noch immer in Form, allerdings ist hier musikalisch nichts zu hören, was nicht schon in den späten 60ern oder den frühen 70ern zu hören war.

Das kann man so stehen lassen… bemerkenswert ist der twang der einen Gitarre (Nolan nehm ich an – er war wohl immer der prominenter zu hörende).
Mit dieser Session vom 4. Januar 1975 leiten wir dann (ohne weitere Anmerkungen zur zweiten Version von „The Blues“) auch gleich über zum nächsten Post…

Auf der Compilation Dead on the Heavy Funk, die dann die Jahre 1975-1983 abdeckt, findet sich ein weiteres kurzes Stück aus dieser Zeit, das im Januar sowie September/Oktober 1974 eingespielte „Woman“ mit einer unbekannten Studio-Band, vermutlich mit Fred Wesley und Gordon Edwards (b) sowie Jimmy Madison (d). Das Stück wurde 1976 auf dem Album Hot und ist wohl deshalb auf dieser späteren Compilation anzutreffen. Mit Sicherheit keine Sternstunde von Brown… aber das Arrangement ist nicht ohne Reiz, mit der elektrischen und der akustischen Gitarre (vermutich Joe Beck und Sam Brown) und dem pumpenden Bass. Es klingt aber deutlich verhaltener als die Aufnahmen mit den J.B.’s – hätte aber durchaus auch aufs Album „Hell“ gepasst.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba