Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › It’s the song, not the singer? Moral und Musik › Re: It’s the song, not the singer? Moral und Musik
TheMagneticFieldSorry D., du verlierst jedes Maß und Ziel. Keiner sprach von Rechtfertigung von Morden im Namen der Kunst. Schließlich hat er, übertrieben ausgedrückt, niemanden mit einer Motorsäge zerteilt und das in seine Musik eingebaut. So klingt dein Vorwurf nämlich. Den Täter und den Künstler nicht voneinander trennen zu können oder zu wollen, dass kann ich ja nachvollziehen, aber dieses billige Schwarz/Weiß Gut/Böse-Schema ist mir dann doch eine Spur zu simpel.
Meine Aussage bezog sich auf A-very-sporting-gent, der meinte „Musik und Moral“ gehörten nicht zusammen. Das tun sie meiner Meinung nach nämlich sehr wohl, wie es überhaupt im Leben keine moralfreien Räume gibt. Das bedeutet natürlich nicht, dass man die zahlreichen moralischen Fehler, die jeder im Leben begeht mit unerbittlichem Urteil richten soll. Das hier ist aber ein Extremfall, der zudem überaus eindeutig ist.
Wo wir gerade dabei sind: Bist Du Dir sicher, dass V. seine Gewalttaten nicht in seiner Musik thematisiert?
Nein Nail wird teilweise für seinen Rundumschlag ohne Differenzierung kritisiert und das kann ich durchaus verstehen. Hier werden User nur auf Grund der Nennung eines Albums in eine „charakterlich schwache“ Ecke gerückt und das ist meines Erachtens völlig daneben, genauso wie solche Aussagen wie „du enttäuschst mich“ etcpp. Garniert wird das immer mit Beispielen wie „v. nennt sich einen Rassisten“ (ich lese in seiner Aussage durchaus mehr und dadurch gleichzeitig weniger raus, um das zu erläutern brauch ich mehr Zeit, die habe ich im Nachtdienst gerade nicht, vielleicht später) oder „er behauptet von sich jederzeit wieder morden zu können“. Wenn ich mich richtig an die Interviewstelle erinnere, hat er in etwa gesagt, dass in jedem unter gewissen Bedingungen das Potential zum Töten steckt, was ich durchaus zu 90% bestätigen würde und, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er noch mal in eine solche Situation käme, sicherlich sehr gering wäre. Daraus oben genannte Aussagen zu machen ist mir einfach zu sehr der Bestätigung der eigenen Meinung geschuldet. Das stößt mir bitter auf, nicht Nails Einstellung, einen verurteilten Mörder nicht noch durch Plattenkauf finanziell zu unterstützen.
Welche Differenzierung sollte ich denn Deiner Ansicht nach vornehmen? Entweder man hört die Musik eines nazistischen Psychopathen oder man lässt es. Und seine Haltung wird aus seinen Äußerungen vollkommen klar. Es ist glatter Unsinn zu behaupten, er habe sein nazistisches Gedankengut abgelegt, das wird ja durch seine eigenen Aussagen widerlegt, wie man sie beispielsweise auch in den Posts von Sonic Juice nachlesen kann.
Du wirst Dich erinnern, dann wir im Forum diese Diskussionen bereits dreimal geführt haben, nämlich bezüglich homophober Äußerungen im Reggae und mehrfach in Bezug auf Cat Stevens und die Onkelz. Was auch immer man von den jeweiligen Äußerungen dieser unterschiedlichen Leute halten mag, es handelte sich jeweils (soweit ich weiß) nur um Äußerungen und Taten, die niemandem direkt geschadet haben. In vielen Fällen haben sich die Verantwortlichen davon in der Zwischenzeit distanziert, auch wenn manche diese Äußerungen nicht als glaubwürdig empfinden. Aber immerhin wurden sie getroffen.
Die Lage in diesem Fall ist vollkommen anders. Von Reue keine Spur, im Gegenteil: Beharren auf der Richtigkeit der Tat! Nazistische Äußerungen galore – man könnte fast meinen, der Mann habe der SS angehört: Da findet sich von germanisch-nordischer Mystik bis zur Blut-und Boden sowie zur Rasseideologie ja wirklich alles, was die SS ausgezeichnet hat. Das kann ich unmöglich tolerieren.
lathoAber der Wirkungsgrad eines Rassisten kann ja nicht Grundlage der Beurteilung sein. „Zwar widerlich was er schreibt, aber es liest ja auch keiner“.
Zumal die Aussage auch schlichtweg falsch ist. V. hat sehr wohl Nachahmungstäter gefunden, beispielsweise was das Abfackeln von Kirchen angeht.
castles in the air
Da wir gerade von Ideologie sprechen: Wie halten es die Vikernes-Boykotteure eigentlich mit Beck Hansen? Der ist ja bekanntlich Mitglied bei Scientology, und vertritt damit eine Weltanschauung, die auch nicht gerade wenige Leute für menschenverachtend halten.
Scientology ist ohne jeden Zweifel eine menschenverachtende Organisation (das war ja das Ziel von Hubbard eine solche Org. zur Beherrschung von Menschen zu gründen). Aber wen hat Beck genau umgebracht? Hat Beck Kirchen angezündet? Ist er dem nationalsozialistischen Wahn erlegen? All das wäre mir neu.
Das ist ja schließlich genau das, was ich Euch vorwerfe, nämlich dass Ihr nicht in der Lage seit, eine Grenze zu ziehen und dass Ihr nicht begreift, dass es hier fundamentale Unterschiede gibt. Man kann eben nicht sagen: „Ja, Du kritisierst mich dafür, Burzum zu hören, aber Du selbst hörst Beck“. So funktioniert das nicht, genauso könnte ich sagen: „Du kritisiert mich dafür dass ich NPD wähle, aber Du wählst CDU.“ So läuft das nicht.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.