Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › It’s the song, not the singer? Moral und Musik › Re: It’s the song, not the singer? Moral und Musik
M.E. ist es nicht sinnvoll, die Qualität oder Moral von Kunstwerken mit ihren Machern zu verzahnen.
Jeder hat andere Moralvorstellungen. Es bleibt natürlich jedem überlassen, ob er diese auf die Werke ausdehnen will. Aber inwiefern sollten die Moralvorstellungen der Konsumenten relevant für die Beurteilung von Werken sein?
Dann müssten wir uns ja konsequenterweise vorm Musikhören über den Lebenswandel der Schöpfer informieren.
Menschlich und moralisch fragwürdige Künstler haben zu allen Zeiten wunderschöne Werke hinterlassen wie z.B. Gesualdo, ein verurteilter Verbrecher, der seine makellose und revolutionäre Musik größtenteils im Gefängnis geschrieben hat. Wem wäre damit gedient, wenn sie aus der Musikgeschichte getilgt worden wäre? Wagner übrigens war auch eine durchaus fragwürdige Figur, der viele enttäuscht und ausgetrickst hat. Sollte man deshalb seine Opern nicht aufführen? Wen interessiert überhaupt noch der Lebenswandel eines Komponisten nach mehreren Jahrhunderten?
Das ist ja gerade das Fantastische an Kunst, dass sich die Werke von ihren Schöpfern, ihren Entstehungsumständen ablösen und im Betrachter oder Hörer ein Eigenleben führen, ihn gänzlich anders beeinflussen können als vom Urheber beabsichtigt.
--
fuchs "And they couldn't prevent Jack from being happy..."