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SokratesGern Erläuterungen zu den Platzierungen, wenn Du Dich inspiriert fühlst.
Die Inspiration kam mit Deiner Aufforderung, auch wenn mir Rush heute nicht mehr so viel bedeuten wie vormals. Von Zeit zu Zeit lege ich mir aber manches Album der Band aus allen Schaffensphasen gerne nochmal auf. Und über diese Phasen in der Bandbiografie definieren sich auch manche Sympathien und Antipathien für Alben, wobei, wie Du richtig anmerktest, keine Welten dazwischen liegen, abgesehen vom doch sehr durchwachsenen Debutalbum, welches aber mit „Working man“ einen Klassiker enthält.
Die Alben 2 bis 4 (Fly by night, Caress of steel und 2112) haben meine damalige Begeisterung für Rush geweckt und auch heute gefällt mir noch, dass sie in dieser Phase noch auf den flächigen Einsatz von Keyboards verzichteten und damals auch entgegen mancher Forderung der Plattenfirma nicht bereit waren, eingängiger und massentauglicher zu werden. Gerade als sie es dann doch wurden, hatten sie bereits mit dem Album „2112“ ihren ersten Millionenseller abgeliefert. „Caress of steel“ ist aus dieser Trilogie letztlich das schwächste Album, hat aber mit „Bastille day“ und „Fountain of Lamneth“ zwei Tracks, die das Album im Ranking ein Stück nach oben spülen.
Nach „“2112“ kam dann das erste auch von der Band angekündigte stilistische Update. Geddy Lee startet seinen Angriff auf Keyboards und Synthesizer. Wobei die Alben „A farewell to kings“ und „Hemispheres“ immer noch geprägt waren von ausladenden Epen, die mich aber nicht mehr so begeisterten wie auf den Vorgänger-Alben. Daher die eher hinteren Platzierungen im Ranking. Erst mit „Permanent waves“ entspannte sich mein Verhältnis zur Band wieder, da eine erste Tendenz zu kompakteren Arrangements deutlich wurde („The spirit of radio“ / „Freewill“). Mit „Moving pictures“ endete diese Phase mit dem besten Album der Bandgeschichte.
Ab dem Album „Signals“ wurde in Sachen ausladender Tracks weiter abgespeckt, der Einsatz von Keyboards und Synths jedoch noch weiter forciert. Das wiederum zeitigte mal eher durchwachsene Ergebnisse („Grace under presssure“/“Signals“), mal Enttäuschungen („Hold your fire“) und einmal („Power windows“) aufgrund einiger feiner Songs mit ansprechenden Melodien ein gutes Album.
Dann kam der Wechsel der Plattenfirma und damit wieder ein wenn auch teils moderater Stilwechsel. Alex Lifeson und seine Gitarrenarbeit gewann wieder erkennbar an Bedeutung. Manchmal fehlten mir allerdings auf Albumlänge die prickelnden Ideen („Roll the bones“ oder „Test for echo“), besser schnitt da schon „Presto“ ab. Aber das beste Werk dieser Phase ist für mich mit Abstand „Counterparts“, einfach weil es überraschend wenig verspielt und bombastisch, straight, mitunter catchy ist und sich wirklich einmal auf das Notwendige beschränkt.
Dann kam das große Break mit der langen Auszeit von Neil Peart. Und als dann „Vapor trails“ erschien, war das für mich eine doch wieder freudige Überraschung, weil ich nach der langen Zeit wieder gespannt auf die Band war. Und „Vapor trails“ riss mich zwar nicht vom Hocker, war aber immerhin hart, kompromiss- und schnörkellos. Viel mehr hatte ich mir dann auch nicht versprochen und erwartet.
Fazit: Die Band wird mich wohl immer begleiten. Neue Alben sind immer noch Pflichtkäufe, obwohl sie heute eigentlich gar nicht mehr in mein eigentliches Beuteschema passen, und auf ganzer Linie entäuscht haben sie mich selten. Musik für manche Momente eben, aber nicht für jeden Tag.
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