Re: Rolling Stone Weekender – Weißenhäuser Strand/Ostsee

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Zunächst einmal in aller Deutlichkeit: Ich hatte nicht das Gefühl, es würde nur etwas mehr als die Hälfte der geplanten Besucheranzahl anwesend sein. Im Gegenteil, wenn wirklich 4.500 statt der 2.500 Besucher da gewesen wären, man mag es sich nicht ausmalen. Es hätte wohl das reinste Chaos geherrscht!

Hat den Betreibern der Restaurants etwa niemand Bescheid gesagt? Warten auf einen freien Platz, warten auf die Karte, warten auf die Bestellung, warten aufs Essen, warten auf die Rechnung. Aus einem mal eben noch was essen konnten schnell zwei Stunden werden und man verpasste den nächsten Auftritt. Das Essen war auch nicht immer wirklich überragend (Italiener!!), die Preise waren dafür zumindest noch halbwegs okay, im Gegensatz zu den Bars an den Bühnen. Ein Whisky-Cola 0,2 l , der zur Hälfte aus Wasser bestand, für 6 Euro!? In der Sportbar unter dem Balticsaal gabs den als 0,3 l übrigens für 3,60 Euro. Überhaupt jedes Getränk war deutlich billiger und so machten wir dort auf unseren Wanderungen zwischen den Bühnen regelmäßig Halt. Schien auch sonst keiner weiter mitbekommen zu haben, denn lange warten musste man nie.

Auch hatte ich vor den Bühnen nicht unbedingt das Gefühl verloren zu sein. Das war von der Publikumszahl zumeist gerade richtig. Zweitausend Besucher mehr und das hätte alles ziemlich schnell ziemlich unentspannt werden können. War es aus zwei anderen Gründen aber auch so. James Yorkston im kleinen Witthüs war z.B. wundervoll, aber beim anschließenden Brendan Benson flohen wir noch während des ersten Songs vor der ohrenbetäubenden Lautstärke. Der hätte auf eine größere Bühne gehört. Doch auch dort riskierte man viel zu oft Nasenbluten von all dem Lärm. Wenn alle vor der Bühne mit Ohrstöpseln stehen – die ohnehin nur den Klang verderben und sonst nichts bringen – warum dreht man die Lautstärke nicht einfach etwas runter? Wie lemminghaft ist das eigentlich? Selbst Wilco waren diesmal weit über der Schmerzgrenze. Ich habe sie mehrfach in verschiedenen Locations gesehen und deshalb durchaus Vergleichsmöglichkeiten. Oder lag es am Zelt? Außerhalb des Zelts war nichts als dröhnen. Balticsaal und Witthüs sind ohnehin akustisch nicht für Rockkonzerte ausgelegt.

Erwischte man dann ein Konzert, das einem nicht gleich das Trommelfell platzen ließ, hatte man mitunter plötzlich das Gefühl, mitten in einen Kaffeeklatsch geraten zu sein. Um einen herum unterhielt man sich mitunter äußerst angeregt und ausdauernd. Und das noch nicht mal konzertbezogen, sondern über die vergangene Arbeitswoche usw. Geht man dazu ins Konzert? Zeugt das von mangelndem Respekt vor dem Künstler? Oder ist das heute einfach so? Normal? So normal, wie sich im offenbar sechsten, siebten oder achten Monat schwanger vor die Bühne zu stellen? So normal, wie ein Kleinkind mit Kopfhörern ins Konzert mitzunehmen? Das ist Körperverletzung!

So, genug gemeckert. Was mich optisch am Weißenhäuser Strand erwartete, wusste ich von früheren Besuchen dienstlicher und privater Natur. Schöne Strandlandschaft und ansonsten der Charme der 70er Jahre. Wir hatten ein Zimmer im Strandhotel und das war sauber und nicht ungemütlich. Das Frühstücksbuffet war reichhaltig und das Personal freundlich. Heinz Strunk war großartig, Kettcar erwartet langweilig, Knyphausen nicht verkehrt, auch wenn er ausgerechnet bei „Sommertag“ den Text versemmelte, Bell X1 war eine Entdeckung, Bragg zwischen den Songs unterhaltsamer und der schönste Moment war die Erfüllung meiner Hoffnung, als sich Wilco und Bragg gemeinsam auf der Bühne einfanden.

Ob wir im nächsten Jahr wiederkommen? Kommt auf die Bands an. Derzeit vermutlich eher nicht.

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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.