Re: Als Jazzneuling die richtigen Platten kaufen

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gypsy-tail-wind
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Monsterantwort… war den ganzen Vormittag mit Einkaufen beschäftigt (leider… aber immerhin gab’s noch Elvin Jones‘ „Remembrance“ und Dizzys „Musician – Composer – Raconteur“ auf Vinyl für mich!)

katharsisOb McLean gut für den Einstieg ist? Die beiden genannten Alben sind es auf jeden Fall, wenn man gleich in den Bereich reinschnuppern möchte, was es über den Hard Bop hinaus noch so gegeben hat, ohne gleich in die Vollen zu gehen.
Da würde ich dann vielleicht sogar gleich die beiden Contemporary-Alben von Ornette Coleman dazu nehmen.

Von JMac würd ich als Einstieg zu Let Freedom Ring oder noch eher zu Bluesnik raten!
Bei Ornette würd ich mit den ersten beiden Atlantics einsteigen, The Shape of Jazz to Come und Change of the Century.

katharsisAnsonsten kann man eigentlich mit den klassischen Blue Note Alben nie etwas falsch machen.
Zusätzlich zu den genannten fallen mir spontan „Song for my father“ von Horace Silver, „Soul Station“ von Hank Mobley und „Moanin'“ von Art Blakey ein.
Außerdem ist „The Blues and the Abstract Truth“ von Oliver Nelson ein absolut fesselnder Einstieg, der mehr oder weniger alles bietet, was man für den Anfang braucht.

JA und JA!

Silver… kann man bis 1965 oder 1966 mit ALLEM Einsteigen! Horace Silver & The Jazz Messengers oder Song for My Father würd ich mal empfehlen.

Blues and the Abstract Truth (was für ein grossartiger Albumtitel!) ist ein perfektes Album zum Anfixen! Da sind mit Hubbard, Dolphy und Evans ein paar der tollsten Musiker jener Jahre dabei! Auch so ein Album, von dem aus man dann Kreise ziehen kann, Hubbard (Tipp: Open Sesame), Dolphy (Tipp zum Einstieg: At the Five Spot Vol. 1, dazu gibt’s noch Vol. 2 und das Memorial Album, der grosse Klassiker ist Out to Lunch – ein Album, zu dem ich dann raten würde, wenn Du auch reif bist für Tipps wie Andrew Hill oder Grachan Moncur ;-) ) oder Evans…

katharsisBill Evans würde ich abgesehen davon auf jeden Fall ausprobieren. Am besten „Waltz for Debby“ oder gleich das Village Vanguard-Konzert.

Ja, das ganze Vanguard Konzert, in dieser Form:
The Complete Village Vanguard Recordings, 1961 (amazon.de)

redbeansandriceOut of the Cool von Gil Evans, Maiden Voyage von Herbie Hancock, Idle Moments von Grant Green

Und noch dreimal JA, JA und JA! :-)

MatzBin außerdem auf folgende Billie Holiday Box gestoßen.
Ist wahrscheinlich fast schon zu umfangreich, aber preislich auch nicht weit über den anderen Zusammenstellungen.

Nein, das ist DIE Holiday-Anschaffung! Für den wahren Fan noch nicht ganz alles, was man haben muss (es fehlen die Commodore, Decca und Verve Sessions), aber das ist der Kern von Holidays Werk und gehört zum grossartigsten aus dem Swing und aus dem Vokaljazz überhaupt!

MatzAlso, wie gesagt, kenne die „Kind Of Blue“ und die gefällt mir. :-)
Von den geposteten Alben bislang nur „Ellington Uptown“. Auch super, insbesondere „Skin Deep“ und „Take The ‚A‘ Train“ und „Later“.
Über die Feiertage höre ich dann auch intensiver in die anderen rein.
Bin wohl dem Irrglauben aufgesessen, dass es im frühen Jazzbereich eine Top10 mit Konsensalben gäbe. Bin aber dankbar für alle bisherigen Tipps, denen ich auch in nächster Zeit nachgehen werde.

Ellington ist eine Riesensache… da kann man jahrelang dutzende CDs kaufen und kenn noch immer nicht alles… wenn Dir „Uptown“ gefällt würd ich wohl mal zeitlich in der Nähe bleiben: Masterpieces, Such Sweet Thunder, Piano in the Background.
Money Jungle, das ich oben empfohlen habe, ist was ganz anderes, Ellington in einem „modernen“ Setting im Trio mit Mingus und Max Roach.

Ich hab mir übrigens einigermassen Mühe gegeben, die „richtigen“ CD-Editionen zu verlinken. Die Blue Note Klassiker gibt’s in der RVG Edition (ca. 1998 bis 2005 oder so) und die Ellingtons gibt’s alle in Remasters (ca. ab 1999, ist schon eine Weile her, dass das was neues gekommen ist).

Einer der grossen Abwesenden bisher ist Thelonious Monk – dass Du von ihm was bestellt hast zum Einstieg ist toll. Am zugänglichsten sind vielleicht die Trio-Alben für Riverside (The Unique und Plays Ellington – bei letzterem ist die K2-Ausgabe abgebildet, die wäre anscheinend toll, aber ich kenne die gar nicht und sind auch kaum mehr zu finden oder sehr teuer), als Einstieg sehr geeignet sind aber auch Brilliant Corners (mit Sonny Rollins und Max Roach) oder Thelonious Alone in San Francisco (wunderbares Solo-Album).
Das soll jetzt nicht heissen, dass Du mit dem Blue Note Album etwas falsch gemacht hast – keinesfalls! Auf den Blue Note Sessions (Vol. 2 und Wizard of the Vibes mit Milt Jackson) ist eigentlich im Kern schon alles da, was Monk ausmachte, inklusive ein Grossteil seiner Kompositionen. Er hat das danach bei Prestige (3CD-Set sehr empfohlen! Jedenfalls eher, als die einzelnen Alben alle zu kaufen… enthält auch die X-Mas-Session mit Miles und Milt Jackson, die auf Miles Davis and the Modern Jazz Giants und der Hälfte von Bags‘ Groove erschienen ist… den Rest von Bags Groove sowie alle anderen Miles/Sonny Rollins Aufnahmen gibt’s auf einer Doppel-CD, die gesamten Prestige-Sessions mit Coltrane in einer tollen 4CD-Box – oder als billigere Alternative: The Prestige Albums).

Das ist jetzt viel, viel, viel zu viel… aber wie nail schon sagte, der Enthusiasmus, der Enthusiasmus…

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