Re: Ranking der Bob Dylan Alben

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otis
Moderator

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Jan, es steht mir natürlich nicht zu, in irgendeiner Form über Dylan zu richten. Und eine Perspektive wird er für sich gehabt haben, nur konnten wir Hörer sie nicht immer erkennen oder diese nachvollziehen.
In den Mitt-70ern hatte er natürlich eine Hochphase, womöglich ausgelöst durch seine persönliche Krise und die Trennung, weshalb BOTT so groß geworden ist. Dann das nicht minder großartige Desire, ein musikalischer Befreiungsschlag irgendwie. Street Legal zehrte noch davon. Zuvor eine Alias-Geschichte mit Pat Garrett, die ihm lag und der er mehr als gerecht wurde. Das Eingangsinstrumental ist in seiner Soundarchtitektur eines der schönsten ever. (Weit über Cooders Paris Texas-Track stehend in meinen Ohren).
Aber sonst? Und dann kam Budokan.
Cat’s in the Well habe ich nicht mehr im Kopf. Natürlich gab es in seiner musikalisch schwachen Zeit vereinzelt noch sehr schöne Songs und auch Tracks. Ich bin z.B. ein großer Fan von Series of Dreams. Täuscht aber nicht darüber hinweg, dass so etwas eher Zufallstreffer als Standard war.
Ich würde auch nicht von „toter Zeit“ reden, sie war nur eine, in der er musikalisch nichts mitzuteilen hatte. (In den Jahren davor ja auch kaum anderes als sein religiöses Credo.)
Sehr tröstlich für mich aber z.B. die Vorstellung, wie ein Dylan sich in jenen Jahren möglicherweise mit dem Plattensammeln beschäftigt haben könnte, wie er seltene und seltenste Stücke via Goldmine oder was weiß ich angekauft haben könnte, die er dann in den letzten Jahren in TTRH teilweise zu Gehör brachte und die ihn musikalisch und möglicherweise auch menschlich reifen ließen. Hört sich böse an, aber die Überwindung seines religiösen Fanatismus halte ich für eine Reifung.

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