Re: Wilco – Wilco (The Album)

#7108779  | PERMALINK

mick67

Registriert seit: 15.10.2003

Beiträge: 76,900

Die Kritik muß man hier schwarz auf hellblau zitieren. Das klingt nach einem unbedingten Pflichtkauf, bei Wilco eigentlich immer:

SPONEin keckes Kamel auf dem Cover – deutlicher kann man kaum signalisieren, dass beim Hören dieses neuen Wilco-Albums mit Schabernack zu rechnen ist. Tatsächlich geht es gleich mit einer fröhlich dahinrumpelnden Nummer los, die in dem Refrain „Wilco will love you, Baby“ mündet. Ein schräger, selbstreferentieller Todd-Rundgren-Moment der Gruppe aus Chicago, die von Musikkritikern gerne als letzte große amerikanische Rockband gefeiert wird. Zu Recht, denn das lustige Kamel entpuppt sich als Fassade für einen vielschichtigen Trip durch die großen Zeiten amerikanisch geprägter Rockmusik der sechziger und siebziger Jahre.
Offensichtlich vollständig erholt von den Nachwirkungen seiner Entziehungskur, die dem Album „Sky Blue Sky“ eine verträumte Niedergeschlagenheit verlieh, gibt sich Sänger und Songwriter Jeff Tweedy so handfest und zupackend wie einst zu „A.M“-Zeiten. Dennoch zieht sich das schön melancholische Thema eines Abschieds von einer großen Liebe durch die Texte. Alle Höhen und Tiefen werden besichtigt – vom herzwärmenden Duett „You And I“ (mit Leslie Feist) über das kämpferische „I’ll Fight“ und die Mord-Phantasie „Bull Black Nova“ bis zum melancholischen „Everlasting“, mit dem das Album endet. Bis dahin haben Tweedy und seine Band den urbanen Blues von Velvet Underground ebenso gewürdigt wie den Countryrock der Eagles und die in den Äther geschredderten Feedbacks von Neil Young und Crazy Horse. „You Knever Know“ schließlich verbeugt sich rührend vor George Harrisons „My Sweet Lord“ – inklusive der in den Refrain gehobenen Zeile „I don’t care anymore“. So viel virtuose Leichtigkeit hatte man Tweedy gar nicht zugetraut. Mit „Country Disappeared“ findet sich sogar ein Abgesang auf die letzten Jahre der Bush-Regierung auf dem bis zum Bersten mit Ideen, Klängen, Gefühlen und Stimmungen gefüllten Album. Vielleicht das unauffälligste der vielen Meisterwerke von Wilco. He’s got a peaceful easy feeling. (9) Andreas Borcholte

--