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Hannoversche Allgemeine Zeitung:
Bob Dylan: Weitermachen, immer weitermachen!
Don’t you dare miss it: The neverending Bob Dylan zelebriert seine Legende vor 4500 Zuhörern in der AWD-Hall Hannover.
Da steht er, vor seiner Orgel. Den Hut im Gesicht, die Finger auf den Tasten. Ein kleiner, alter Mann. Wegbereiter von Folk und Rock. Einer der größten Songschreiber und Sänger. Radiomoderator, Buchautor, Schauspieler, Maler. Lebende Legende. Bob Dylan!
Seine sechsköpfige Band, die im Halbkreis um ihren Meister steht, lässt es filigran krachen, Dylan röchelt, bellt, nuschelt, knarzt, kräht – egal, wie man es nennt: Die Stimme hat Charakter. Das Lied? Wer kein Dylanologe ist, erkennt es nicht. Das ist ja sein Markenzeichen, die eigenen Lieder jeden Abend neu zu erschaffen, ständig improvisatorisch zu variieren. (Manche sagen, ihm seien nur die Melodien über die Jahre abhanden gekommen.)
Die Halle ist voll, beinahe ausverkauft; Dylan gehört zur Kategorie von Künstlern, die man einmal gesehen haben muss – und dann immer wieder hören will.
Der 67-jährige rastlose Musiker, seit 1988 auf der „Neverending Tour“ mit durchschnittlich 100 Konzerten jährlich unterwegs und am Dienstagabend in Hannover zu Gast, ist ein Enigma. Er gewährt kaum Einblicke in Privates, er lässt sich nicht fotografieren (keine Fotohandys! Und keine Pressefotografen, bitte!), er verweigert jede Interpretationshilfe seiner Songs, er macht sich rar. Außer auf der Bühne. Dort spielt und spielt er; Musik ist sein Leben.
Robert Allan Zimmerman reiht mit seiner formidablen Band Lied an Lied und treibt vielen in der Halle damit die Tränen vor Freude in die Augen. Rau klingt es, die Gitarren beißen, die Orgel quäkt. „Chimes of freedom“ schaukelt durch die Halle, zerschossen von Dylans Orgeleinwürfen. Ab und zu hustet er in die Mundharmonika, das klingt ähnlich rostig wie seine Stimme. „Memphis Blues again“ rollt und knarzt, „Masters of war“ dräut Strophe um Strophe unheimlicher, „Shooting Star“ schwebt in Zeitlupe magisch bis unters Hallendach, um vom krachenden Rock ’n‘ Roll des „Highway 61 Revisited“ wieder heruntergeholt zu werden.
Am Ende gibt’s „Like a rolling stone“, knackig und beseelt, dann, nach minutenlangem Jubel: „All along the watchtower“, heftig, furios, und „Thunder on the mountain“, dito. Don’t you ever dare stop it, Mister!
von Matthias Schmidt
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