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Die neuen Remaster – jedenfalls die vier, die bisher erhältlich sind – sind klanglich passabel, mehr nicht. Gemessen an den diversen Leistungen anderer Künstler in Sachen zeitgemäßer Aufarbeitung ihrer Werke (z.B. The Who oder The Doors) ist das Ergebnis für mich alles in allem eher eine Entäuschung.
Verglichen habe ich mit folgenden Vinylausgaben:
STICKY FINGERS: MFSL 1-060
GOAT’S HEAD SOUP: Toshiba/EMI ESS 63-002
IT’S ONLY ROCK’N’ROLL: Toshiba/EMI ESS 63-003
BLACK AND BLUE: Toshiba/EMI ESS 63-005
Ich möchte hier jetzt nicht die ewige „Auf-Vinyl-ist-alles-besser“-Leier anstimmen, an die glaube ich so pauschal ohnehin nicht. Schließlich wollte ich ja – angeregt durch hervorragende Remasters anderer Künstler – die Stones-Alben definitiv auch als CDs besitzen.
Aber in diesem Fall muß ich ganz klar feststellen, dass alle vier CDs gegenüber meinen Vergleichsmustern zwar deutlich lauter, klanglich aber unbefriedigender sind. Transparenz, Dynamik und Räumlichkeit sind durchweg geringer. Die Unterschiede sind natürlich nicht riesig – und bei BLACK AND BLUE und R’N’R sind sie auch wirklich am geringsten – aber trotzdem unüberhörbar vorhanden. Am deutlichsten fällt auch mir der Unterschied bei GOAT’S auf, hier wirkt der Klang – im direkten Vergleich – tendenziell breiig und auf Dauer ermüdend. Ich habe den Eindruck, als ob ein dünner Schleier über den Aufnahmen liegt. Natürlich habe ich mich beim Testhören auf eventuelle Unterschiede konzentriert und möglicherweise kommen mir diese jetzt stärker vor als vielleicht in ein paar Tagen. Trotzdem bin ich mir über ein gewisses klangliches Defizit sicher. Es lässt sich leicht erahnen, was das für von Hause aus dünner klingende Alben wie EXILE noch bedeuten wird.
Die STICKY FINGERS CD kann mit der MFSL-Ausgabe ebenfalls nicht mithalten. Natürlich könnte man einwenden, dass meine diesbezügliche Erwartungshaltung hier vielleicht einfach zu hoch war, gäbe es da nicht z.B. die klanglich durchweg entschieden gelungeneren Remaster der Doors (40th anniversary edition), von denen ich das Debutalbum ebenfalls als MFSL-Vinyl besitze und dessen Überarbeitung diesem klanglich derart nahe kommt, dass es eine wahre Freude ist. Über die beispielhaften Ausgaben von The Who (selbst die aus den 90ern) wurde ebenfalls schon ausführlich berichtet.
Noch ein Wort zur Ausstattung: Auch wenn der zeitgemäße Standard längst anders definiert ist kann man sich natürlich trotzdem für originalgetreue Wiederveröffentlichungen ohne zusätzliche Features entscheiden. Nur sollte man dann konsequent sein: STICKY FINGERS hatte ihn nun mal viele Jahre lang, den eingebauten, echten Reissverschluss nämlich. Das der nun wieder mal fehlt bedeutet: Für SOME GIRLS wird es kein ausgestanztes „Bäumchen-Wechsle-Dich“ Cover geben, EMOTIONAL RESCUE kommt ohne umhüllendes Poster, UNDERCOVER ohne die Aufkleber.
Für großspurig angekündigte Deluxe Editionen ist das ganze ein recht liebloses, entäuschendes Ergebnis.
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