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tolomoquinkolomDie von dir so fleißig verlinkten Musikkostproben der Country-Fließbandproduktion halte ich allerdings nicht gerade für gute Werbung im Sinne von Country music im Allgemeinen und New Country im Besonderen.
Gut, hier dominiert die Graswurzelfraktion mit einem gerüttelten Maß an ideologischer Kampfeslust gegen den bösen Mainstream und seine Auswüchse. Einem Country-Puristen müsste so was doch wesentlich besser gefallen, aber Vorsicht, auch diese Titel sind wieder viel zu glatt produziert:
Alan Jackson – Livin‘ On Love (eine bessere Qualität kann ich auf die Schnelle nicht anbieten, es gibt ein VEVO-Originalvideo, aber das ist selbst in Frankreich gesperrt)
[B]Luke Bryan – Tailgate Blues
Joe Nichols – Cool to Be a Fool
Wesley Dennis – Don’t Make Me Feel at Home (Geheimtip für Hard-Core-Honky-Tonker)
Mit amateurhaftem Gitarrengeschramel kann man heute kein Massenpublikum zufriedenstellen, hier gelten wohl eher die Gesetze der Nische und ich bin gern bereit das zu akzeptieren. Das ändert aber nichts daran, dass es eine große Anzahl hervorragender Country-Stimmen gibt, die der Mehrzahl der Menschen mehr schmeicheln als schräge, alternative Rauhbeine mit „authentischer Ausstrahlung“.
[B]Reba McEntire – Take It Back (Original-Musikvideo)
Trisha Yearwood – Thinkin‘ About You
Martina McBride – Independence Day
Leider gehöre auch ich zu diesen Individuen mit weichgespültem Geschmack, obwohl ich traditionelle Country-Musik sehr liebe. Aber eben auch Country-Pop/Rock, schließlich ist die Zeit nicht in den 40er-Jahren stehen geblieben, als die Leute noch bedächtig die Klampfe anschlugen; und was sich ein paar mitteleuropäische Bear-Family-Nostalgiker unter Country vorstellen, muss ja nicht zwingend zur Norm erhoben werden, sonst gäbe es innerhalb des Genres ja überhaupt keine Entwicklung mehr. Immerhin gibt es für diese Leute noch jede Menge Folk, Bluegrass und Old-Time-Music, allesamt lebendige Genres, die heute noch viele glanzvolle Produktionen hervorbringen:
Rhonda Vincent – Is the Grass Any Bluer on the Other Side
Lonesome River Band – Long Gone
Zum Thema R&B habe ich deshalb nichts geschrieben, weil wir uns hier im falschen Unterforum befinden, aber glaube mir, die R&B-Musiklandschaft ist vital und reichhaltig und bedarf keiner europäischen Solidaritätsadressen. Was Amerika auszeichnet ist das vielfältige Angebot an abgestuften Genreradios:
tolomoquinkolomIch sehe auch nicht, wo – wie von dir behauptet – ‘eine ganze Generation ihr Heimatformat’ verloren haben soll…
Dann hör‘ mal zwei Stunden „Active Rock„, da wird dir der deftige Country-Radio-Rock plötzlich ganz schön zahm vorkommen. Ja so was nennt man heute Mainstream Rock – ist halt schon ein sehr spezielles Vergnügen. Seit die Rockmusik in ihre Einzelteile zerfallen ist sind sich die jeweiligen Lager spinnefeind und moderateren Rockfans stehen angesichts solcher Klänge schnell die Haare zu Berge. So genügsam wie die Deutschen, die sich vom Radio immer wieder dieselben Rockklassiker (1960-80) vorsetzen lassen, sind die Amis nicht. Man hört schon Classic Rock, aber im Wechsel mit Country, AC oder was auch immer.
tolomoquinkolomDie im Thread erwähnten Umfragemethoden und -ergebnisse von Arbitron würde ich mit Vorsicht genießen. Die sind selbst in den USA nicht unumstritten. Zum einen ‘überwacht’ dieses Marktforschungsunternehmen (in diesem Fall) speziell das Verhalten von Radiohörern und nicht auch jenes von Internetnutzern
Mach mit dem Proxy einen Spaziergang durch die Country-Video-Landschaft und zähl die Klicks bei Youtube & CO. Wozu brauche ich da noch Arbitron?
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