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ReinoUnd damit sind die Contemporary Songs von Dylan kein Folk (und schon gar nicht beweisen die Einflüsse von Country auf Dylan, daß Folk von Country beeinflußt wurde – ich würde da die Wirkung eher umgekehrt sehen).
Ein Bewusstsein für die eigenen musikalischen Volksmusikschätze hat sich erst ab den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts (v.a. durch die Herren Lomax und Smith) bei den Amerikanern entwickelt. Vorher war diese Musik mit all ihren Sub-Genres im besten Sinne alltägliche Gebrauchsmusik, der keinerlei musikhistorischer Stellenwert zugebilligt wurde!
Mit dem Folk-Revival in den 50/60er Jahren wurde das dann anders: Denn neben all der musikalischen Vielfalt kam nun den Topic-Songs eine besondere Bedeutung zu und diese wurden dann erstmals als Folk-Music bezeichnet (daher auch das Klischee-Bild des Folkie: Einsamer Wandersmann mit Gitarre schrammelt bedeutungsvolle Protestsongs ;-))
Damit entwickelten sich (was die Öffentlichkeitsdarstellung von Folk-Music betraf) Ende der 50er zwei Strömungen:
1) The Boston/Cambridge School: Hier wurde Wert auf musikalische Vielfalt, Traditionsbewahrung des Liedgutes, Authenzität der Genres etc. geachtet.
2) NYC/Greenwich School: Mehr geprägt von einem musikalischen Kommunismus (geprägt durch solche Leute wie Seeger, Guthrie) – heißt: Alles soll musikalisch möglichst gleich klingen, also meist nur Gitarre, Voice und jede Menge textlicher Inhalt!
Und die beiden konnten sich gar nicht leiden und es gab schöne Diskussionen über den „wahren US Folk“ – bestens nachzulesen in den jeweils damals aktuellen Ausgaben von „Broadside“ und „Sing out!“
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