Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Warum hat der schwarze Rock´n´Roll aufgehört oder ist das überhaupt so? › Re: Warum hat der schwarze Rock´n´Roll aufgehört oder ist das überhaupt so?
genosse schulzNeulich beim Stöbern nach Schnäppchen im Saturn-Markt entdeckt. Vinyl. Konnte daher leider nicht reinhören.
Sieht interessant aus! Wenn der Sampler 1949 beginnt, kann man ja auch schön die Entwicklung der schwarzen Rock’n’Roll(-artigen) Musik in der Dekade beobachten, vorausgesetzt es sind die richtigen Sachen drauf.
Ich selbst habe mir vor ca. 3/4 Jahr einen Sampler mit nur weiblichem Rock’n’Roll gekauft. Gab es zwar nur als hmm…. mp3-Album, konnte der Versuchung aber nicht widerstehen, da er günstig war, 100 Titel bietet und die Auswahl auch nicht schlecht erschien. In der Tat war es ein guter Griff! Neben einigen – wohl unvermeidlichen – sehr bekannten Sachen, die zum Glück aber nicht im Übermaß vorhanden sind, bietet der Sampler auch viele gute Tracks wenig bekannter Künstlerinnen (Barbara Pittman, Wynona Carr, Laura Lee Perkins u.v.a.), bzw. auch bekannteren, die man aber eher nicht mit R’n’R in Verbindung bringt (z. B. Etta James, Marie Knight). Das führte dazu, dass ich mich mit einigen davon mitterweile näher befasst habe. Der Prozentsatz der Tracks, die nichts mit R’n’R zu tun haben (für mich seit über 30 Jahren ein Ärgernis bei Rock’n’Roll-Samplern! :roll:) ist auch nicht besonders hoch. Dafür, dass der Titel schlampig hingeworfen erschien „100 Femal Rock’n’Roll Girls“ (?!) ist der Inhalt sehr gut!
Einziger Kritikpunkt ist, dass frühe Sachen fehlen (Schwerpunkt 1955-58, also der Hochphase des R’n’R). Also nichts mit z. B. schnellem Jump Blues aus den späten 40ern/frühen 50ern, bei dem auch Frauen durchaus erfolgreich waren und bei dem sich vieles schon zumindest wie Rock’n’Roll anhört. Der früheste Track ist ein ruhiges Stück von Little Esther aus dem Jahre 1952, das nun wirklich kein Rock’n’Roll ist und wohl nur aufgrund des Titels („I’m A Bad, Bad Girl“) ausgewählt wurde.
Nur wegen dieses Threads – ist wirklich war! – habe ich mir vor einiger Zeit auch das Debut der Kinks gekauft, da es hier mehrmals angesprochen wurde. Vorab soviel: dass es sich um ein „R&B-Album“ handelt, wie oben beschrieben, empfinde ich größtenteils auch, besteht es doch hauptsächlich aus Covern von Blues- R&B-. und Rock’n’Roll-Klassikern. Um so größer wirkt auf mich der Bruch zu „You Really Got Me“. Kommt irgendwie aus dem Nichts – so mein Empfinden, wenn ich das Album höre. Womit mein Eindruck verstärkt wird, dass damals eine ganz andere Musikrichtung (natürlich in unterschiedlichen Facetten) den Vormarsch antrat.
[Quote]@Herr Rossi und Mikko: Vielen Dank für die Ausführungen! Ich antworte noch (wollte ich schon gestern) muss aber erst noch ein paar Gedanken bzw. eventuelle Nachfragen sortieren.
Ich nehme in ein paar Tagen bestimmt(!) auch dazu endlich Stellung! Tut mir leid, dass ich eine Reaktion so lange schuldig blieb, aber ich war in den letzten Monaten nur wenig in diesem Forum aktiv und will bei einem für mich so schwierigen Thema jetzt auch nicht unbedachten Mist schreiben, der mir dann – zurecht! – um die Ohren gehauen wird.
@Whole Lotta Pete: Beim nochmaligen Lesen fast des gesamten Threads vorhin, habe ich bemerkt, dass mir damals Dein Hinweis auf Hendrix entgangen ist. Den habe ich nie als typischen Rock- aber auch nicht als typischen Vertreter der schwarzen Musik angesehen, sondern am ehesten als eigenständiges Phänomen. Rock von Schwarzen kann man vielleicht am ehesten bei Ike & Tina Turner finden. „The Hunter“ von 1969 ist für mich durchaus in Teilen ein Blues Rock-Album; „Feel Good“ von 1972 ist zu einem gewichtigem Teil Rock bzw. zumindest stark von der Rockmusik beeinflusst, wobei hier wohl hauptsächlich Tina Pate stand. Cover von Rocksongs gibt es ja durchaus einige („Acid Queen“ von Tina Turner, die eine Vorliebe für Rockmusik hat(te), enthält fast nur Rock-Cover (leider auch eines von Led Zeppelin ;-))), doch waren farbige Künstler offenbar nicht als Rock-Songwriter aktiv, bzw. scheinen in der Tat auch sonst nicht die Rockmusik vorangebracht zu haben. Mir jedenfalls fällt da niemand ein.
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