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R.H.Nein, im Ernst erklär mir bitte, was dich an dieser ekelhaft plumpen, humorfreien,ergo grenzwertigen Combo reizt.
Viele Faktoren. Ich verstehe Rammstein einerseits als überaus agressive Komponente der musikalischen Darbietung, gleichwohl bietet das Albummaterial durchaus ein breiteres Spektrum, in dem auch sehr getragene und (fast gänzlich) feine Passagen ihren Platz finden. Versteht sich „Herzeleid“ noch als nahezu durchgänge Dampfwalze, ist „Rosenrot“ ein sehr feinfühliges, melodienverliebtes Werk. Aber um explizit auf Deine Frage zu kommen: Ich schätze Lindemanns dichterischen Texte sehr, allen voran jene, bei denen er den Mystischen oder gar Romantischen gibt. Rammstein funktionieren dort am besten, wo sie sich von ihren üblichen Pfaden entfernen, experimentieren, neue Einflüsse integrieren, textlich nicht nach der gröllenden Menge verlangen („Ich will“, „Links 2 3 4“ etc.), sondern ganz eins mit ihrem sehr dichten Sound werden („Spring“ ist dafür ein gutes Beispiel, oder „Klavier“ und natürlich das wundervolle „Nebel“). Sehe mich also durchaus als Fan ihrer eher balladesken Seite, Till hat eine gute Ader für das Ergreifende (wenn er denn will) und Theatralische (kann man bspw. „Ohne Dich“ – abseits der Dauerbeschallung – ernsthaft als schlecht bezeichnen? (mit Begründung, please)). Dass Rammstein gleichwohl Hörer bedient, die lediglich mit Härte und brutalen Auswüchsen (wobei es da doch soviel mehr gibt) zu sättigen sind, ist klar, eine Reduzierung ist aus diesem Grund für mich dennoch nicht drin. Demnach: Rammstein war mir vor Jahren sehr ans Herz gewachsen und ich schätze sie auch heute noch („Reise, Reise“ und „Rosenrot“ höre ich heute noch ohne nennenswerte Abnutzungserscheinungen gerne an).
Zu Deinen „Vorwürfen“: Über den Humorgehalt der Herren kann ich wenig berichten, bin aber überzeugt, dass eine gewisse elitäre und knallharte Pose fest im Marketing verwurzelt ist und eben auch „typisch“ für die Band ist. Die dauergrinsenden Humorvögel wird man aus ihnen nicht mehr machen. Ekelhaft plump? Was ist demnach plump? Dass die Musik nicht nur in den seltensten Fällen nach Schema F verläuft – da geben sie sich mit dem Gros des Genres gegenseitig die Klinke in die Hand. Die oftmals unterstellten Anspielungen inklusiver gewisser Symbolik? Ebenso strittig, wie irrelevant. Ein wenig Provokation ist mir allemal lieber als biederes Gutmenschentum.
Bender RodriguezUm Dich in die Realität zurückzuholen: Ein Blixa Bargeld hätte ein Gesäusel wie „Stella Maris“ ein Jahrzehnt vor seinem Erscheinen höchstwahrscheinlich noch ganz übel niedergemacht.
Mag natürlich sein, interessiert mich allerdings vergleichsweise wenig, da ich mit dem (Endzeit)produkt dann doch durchaus einverstanden bin und mich der eine oder andere Sinneswandel alles andere als kalt lässt. Paradox einerseits, qualitativ jedoch immernoch durchaus ansprechend. Für ständige blau-weiß Selektionen und Personenanalysen inklusive Lügendetektor und Widerspruchsinfrarot fehlt mir die Zeit. Wäre auch irgendwie zu konstruiert.
Bender RodriguezUnd glaubst Du wirklich, eine solche Aussage würde zu Laibach passen?
Keine Ahnung, Du wirst es mir aber sicher noch sagen.
Bender RodriguezJaja, Irrlichts kleiner (music)shop of horrors…
Immer wieder gerne. Muss mal die restlichen Leichen aus dem Keller holen…
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Hold on Magnolia to that great highway moon