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Belle & Sebastian – Push Barman To Open Old Wounds
Mir ist bewusst, dass Compilations in solchen Favoriten-Threads nicht unbedingt angesehen sind, doch diese Doppel-CD ist mir, wie sicherlich auch vielen anderen in diesem Forum, so sehr ans Herz gewachsen, dass ich unbedingt meine tiefe Bewunderung und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen muss. Für Belle & Sebastian im Allgemeinen und für „Push Barman To Open Old Wounds“ im Besonderen.
Ich bin mir nicht mehr genau sicher wie ich an die Schotten gekommen bin. Es muss wohl irgendwann 2005 gewesen sein, als ich anfing meine Zeit voll und ganz der Musik zu widmen und auch begann auf dieser Plattform zu stöbern. Ich und mein Kumpel Bär begannen, High Fidelity geschädigt, in endlos langen Lateinstunden Top 5 Listen zu schmieden und durch die Mediathek der Süddeutschen fiel mir bald „Judy And The Dream Of Horses“ in die Hände. Auch wenn ich von meinen Kumpels bald als Softie beschimpft wurde, erspielten sich Belle & Sebastian bald den Rang einer meiner absoluten Lieblingsbands und da sind sie, welch Überraschung, bis heute geblieben. Folglich wünschte ich mir zu meinem sechzehnten Geburtstag die Barman, auch wenn ich Best Of’s und Compilations in einem Anfall von jugendlicher Arroganz und Musikfaschismus den Krieg erklärt hatte.
Um diese Platte zu beschreiben, fällt es mir schwer die passenden Worte zu finden. Es fällt der Gang um Stewart Murdoch wohl nicht sonderlich schwer diese feinen Melodien und zarten Texte heraufzubeschwören, die einen direkt in warme Melancholie oder absolute Freude versetzen. Auf Barman sind die sieben Singles und EPs, die Belle & Sebastian zwischen 1997 und 2001 veröffentlichten und, wie es bei dieser Band so üblich ist, erzählt jedes Lied eine Geschichte von juvenilen Bücherwürmern, die ihre heißen Herzen und alltäglichen Leidenschaften in ihrer Einsamkeit verstecken und ihre Zeit im Park, auf Friedhöfen und öffentlichen Verkehrsmitteln verstreichen lassen. Diese Lieder sind so schön, dass ich bald selbst zu dem Schluss kam, dass mein Leben nur lebenswert sei, wenn ich es auch wert wäre das Stuart Murdoch oder Isobel Campell ein Lied über mich singen würden. Und tatsächlich hat mir diese Platte eine schöne Liebesgeschichte beschert.
2007 saß ich neben einem Mädchen aus meiner Klasse im Bus, der uns nach Schloss Dankern bringen sollte. Wir waren mit viel Alkohol im Gepäck auf den Weg nach Niedersachsen um unsere mittlere Reife zu begießen und noch mal richtig zu feiern bevor der Klassenverband aufgelöst wurde. Auf dem schrottigen Discman meines Freundes hörten wir Belle & Sebastian, weil unsere iPod Akkus den Geist aufgegeben hatten. Sie verliebte sich in „Take Your Carriage Clock And Shove It“ wegen den „hübschen Geigen“, und wir uns beide schnell ineinander. Obwohl sie einen Freund hatte kam die Sache ins Rollen, doch schon nach den Sommerferien musste ich mein Auslandsjahr in den USA antreten. Sie hatte sich die Barman ausgeliehen und dummerweise hatte ihr CD-Player eine der beiden Silberlinge verschluckt. Wir schafften es nicht mehr rechtzeitig die CD vor meinem Abflug zu befreien. So beließen wir es dabei, dass ich sie nach einem Jahr in der Fremde mit einem Kuss zurück bekommen werde. Natürlich wurde daraus nichts. Nach ein paar Monaten in den USA war es für uns beide zu anstrengend den Kontakt zu halten. Nach meiner Rückkehr hatte ich mir im Stillen erhofft, dass die alte Liebe wieder aufkeimt. Zumindest hatten mich zahlreiche Popsongs davon felsenfest überzeugt. Doch wir hatten uns nichts mehr zu sagen und als wir den Kontakt zueinander komplett abbrachen, war meine letzte Bitte mir doch die CD, die in ihrer Anlage steckte, zurückzugeben. Am Tag als sie mir die Platte in der Schule in die Hand drückte habe ich dutzende Male “I’m waking up to us“ gehört und mich wieder wie in einem Belle & Sebastian Song gefühlt.
Doch auch die vielen Stunden voller Einsamkeit und Heimweh in einem fremden Land wurden durch Belle & Sebastian deutlich erträglicher. Wer hat es schon nötig sich an Rednecks anzubiedern, wenn Stuart Murdoch einem verständnisvoll ins Ohr flüstert: „You’ve read it in a book, what do they know anyway?“ Endlose Laufeinheiten mit meinem Cross Country Team nahm ich auf die Schippe, indem ich dabei „The Loneliness of a Middle Distance Runner“ hörte. Als ich nach ein paar harten Monaten Anschluss an die amerikanische Jugend fand, habe ich aufgehört melancholische Musik zu hören und mir selber Leid zu tun. Stattdessen habe ich meine Liebe für HipHop und lange, durchzechte Nächte in Clubs entdeckt.
Und auch wenn ich mit dieser Platte nicht mehr so emotional verbunden bin, wie während der Beziehung zu meiner Exfreundin. Diese Band hat die Gabe, dass man sich in all seinen Macken und Charakterzügen verstanden fühlt und dafür werde ich sie ewig lieben.
Mittlerweile versuche ich mein Leben nicht mehr in einen B&S-Song zu verwandeln. Schade eigentlich. So wäre es doch viel schöner.
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Und ich liege im Bett und ich muss gestehen ich habe große Lust mich noch mal umzudrehn