Startseite › Foren › An die Redaktion: Kritik, Fragen, Korrekturen › Das aktuelle Heft: Lob und Tadel › ROLLING STONE Januar 2009 › Re: ROLLING STONE Januar 2009
Ich bin über die Heimsuchung des Rolling Stone durch Stuckrad-Barre (des Mannes also, dessen bedeutendste Leistung es ist, den endgültigen Nachweis erbracht zu haben, dass man seit Brecht im deutschen Literaturbetrieb* nur dann Erfolg hat, wenn man wie ein Polizist aussieht) auch erschrocken. Auflagenrückgang, Stuckrad-Barre, die anstehende Rezession…es fehlt eigentlich nur noch das Finanzamt.
Dem Nivoh ist jetzt nach unten hin jedenfalls keine Grenze mehr gesetzt, wie Stuckrad-Barre bereits mit seinen ersten Artikeln deutlich macht. Jedenfalls stellt er unmissverständlich klar, dass er sich bei der Wahl zwischen dem ein klein bißchen Doofen (Westernhagen) und seiner Steigerungsform, dem Hirni (Grönemeyer), ohne zu zögern für Lindenberg entscheiden würde. Weil: der ist authentisch doof. Immerhin wissen wir jetzt, wohin seine Reise geht. Demnächst also mehr von ihm in der Berliner Morgenpost, wo er im schlecht sitzenden Dinner-Jacket (von H&M) Arm in Arm mit dem Leiter des „Festivals“ von Bad Segeberg (mit den Strippenziehern ist er ja immer auf du) skandiert: „May ist Pop!“ Um dann, in ein paar Jahren, in der B.Z. der Pop-Weisheit letzter Schluß zu verkünden: „André Rieu ist der König des Pop!“
* Die Unverschämtheit selbst eines Stuckrad-Barre sollte eigentlich im Jahr 2008 nicht ausreichen, seine geistigen Auslassungen noch heute (Jahre nach dem großen Marketing der sogenannten Pop-Literatur) mit dem Begriff Literatur in Verbindung zu bringen. Doch dann lese ich, dass er sich im Lindenberg-Artikel selbst als „literarischen Beirat“ bezeichnet und verstehe plötzlich, was es mit der hier vielbeschworenen Selbstreferenzialität auf sich hat.
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