Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik › Re: Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik
Bei der Verfolgung der Diskussion hier und an anderer Stelle tun sich mir immer noch mehrere Fragen auf:
1.) Die Begrifflichkeit bzw. der Unterschied zwischen Prägung und Nostalgieseligkeit (hierzu habe ich z.b. von Mikko oder anderen schon ganz gute Beiträge gelesen, der Unterschied ist aber m.E. noch nicht klar herausgearbeitet). Dies fiel mir z.B. an der Diskussion über Bruce Springsteen an anderer Stelle auf. Letzterer ist sicherlich ein Künstler der aus einer Ästhetik der 60er kommt und somit von Bender et.al eher als ein nostalgisches Überbleibsel betrachtet wird. Meines Erachtens sind hier die Grenzen sehr fließend- vielleicht läßt sich der Unterschied auch gar nicht klar definieren. Viele hier im Forum sehen die Zeitschrift Rolling Stone als zutiefst konservativ und nostalgieselig an oder ist sie nur nicht beliebig?
2.) Wie geht man mit der Nostalgieseligkeit des Gegenübers um? Hier gibt es meines erachtens drei Möglichkeiten- für mich alle drei höchst problematisch:
a) Ignorieren oder Akzeptanz/Toleranz – der Preis hierfür ist, daß man letztenendes die Verhältnisse akzeptiert und sich bis zu einem gewissen Grad selbst verleugnet- denn mir bedeutet Musik viel (und wie oft wurde ich schon mit SWR 1 und anderen Grausamkeiten beglückt). Vielleicht ist es aber auch einfach zu akzeptieren, daß sich andere Leute einfach nicht mehr für Musik wirklich interessieren.
b) Jemanden abholen wo er steht. Wenn jemand z.B. eine Vorliebe für Bluesrock der 60er hat könnte man ihn mit White Stripes an die Gegenwart „heranholen“. Die Problematik hierbei ist, daß dies sehr dicht an a herankommt- bzw. diese Tendenzen verstärken kann, siehe z.B. die Diskussion über die Cover des Rolling Stone (Tote Hosen et.al.). Oder immer wieder auf Neues/Interessantes die Aufmerksamkeit lenken. Auch diese Strategie habe ich privat schon versucht, insgesamt mit sehr mäßigem Erfolg.
c) Kritik und Konfrontation- hier besteht die Gefahr, daß das Gegenüber sich aus Prinzip auf die andere Seite stellt und sofort dicht macht (ich nenne es das „Waageprinzip“, man könnte es aber auch Doebelingprinzip nennen, wobei ich denke, daß die Rolle eines Kritikers/Journalisten genau darin besteht klare Linien zu ziehen- denn anders ist eine sinnvolle Kritik nicht möglich. „You can`t please everyone“ um ihn zu zitieren. Nur bin ich kein Kritiker).
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