Re: Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik

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kingberzerk

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Unser Geschichtslehrer erklärte einmal, Ideale gewinne man und werde sie nicht mehr los, man gerate höchstens in Konflikt mit ihnen. Neulich in Sebastians Haffners „Geschichte eines Deutschen: Die Erinnerungen 1914-1933“ geblättert und dabei dem Gedanken wiederbegegnet. Gerade die Zeit bis Anfang Zwanzig prägt die Menschen so ungemein, auch die Ideale, und das bleibt.

Trotzdem gibt es Unterschiede: Almut aus Neukölln mochte in ihrer Kindheit auch Richard Clayermann und Modern Talking, heute weist sie das weit von sich und bekommt Zustände. Ist ein anderes Verhältnis zur Vergangenheit. Vor der Pubertät hörte ich auch Zamphir-Stücke auf der Panflöte aus der LP-Sammlung meiner Mutter, hatte sogar damals ein Konzert im Lübecker Dom gesehen und war irgendwie erleichtert, dass Tarantino ihn wieder hervorholte. In der Zwischenzeit ist – Überraschung – Distanz dazugekommen, genauso wie zu Santa Esmeralda, die meine Eltern auch hörten, auch die wieder von Tarantino ausgegraben.

Seltsam finde ich die Selbsteinschätzung von manchen, die glauben, mit ihrem Geschmack auf der Flagge Kreuzzüge gegen schlechten Geschmack zu legitimieren. Als könnte man Menschen überzeugen, freundlichst und zu ihrem Besten ihre Ideale zu ändern.

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Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.