Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik › Re: Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik
Hotblack DesiatoSelbstverständlich kann man das kritisieren, es wird die Leute nur mehr oder minder nicht treffen.
Selbstverständlich trifft es sie. Es wird sie nur nicht zu einer Verhaltensänderung bewegen, eher dazu, sich trotzig noch weiter in die wohlige Ecke der müffelnden eigenen Geschmackskulturen zurückzuziehen.
Und Rossis „alles ist erlaubt“-Ansatz in den Zusammenhang mit schmallippigen Studienrätinnen zu bringen, geht an der Sache vorbei. Im Gegensatz zu Rossi habe ich diese Zeit hautnah erlebt. Und damals sehr wohl auch bei Studienrätinnen sehr viel Suche und Offenheit erlebt (sicher auch das angesprochene Andere, das findet man unter anderen Vorzeichen aber auch heute noch). Das sind doch Klischees, sie haben m.E. weder mit Kunst und Schund, noch mit autoritärer Pädagogik zu tun. (Ist die PC-Pädagogik von heute nicht autoritär? Mathematik nicht? Die Rechtschreibung nicht?)
Kunst als solche ist autoritär, sonst ist sie für die Tonne. Kunst ist nicht demokratisch und nicht tolerant, sie ist in höchstem Maße nur sie selbst oder gar nichts. Als Rezipient hat man sich auf sie einzulassen, sie innerhalb ihres Soseins zu verstehen zu versuchen und kann daraus ihre immanenten Qualitätsmerkmale ableiten und daran gleichzeitig die eigenen Maßstäbe schulen.
Sehe ich das Kunstwerk jedoch nicht als eigenständig autoritäres Werk, sondern will es mir untertan machen, in dem Sinne, dass es gefälligst so zu sein habe, wie ich es möchte und wie meine Geschmackskulturen gerade ausgerichtet sind, werde ich weder der Kunst gerecht, noch kann sich bei mir ein Wertesystem aufbauen. Das ist dann kein Umgang mit Kunst, das ist schlicht und einfach intellektuelle oder auch emotionale Selbstbefriedigung.
--
FAVOURITES