Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik › Re: Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik
Bezogen auf Literatur und Film (von bildender Kunst ist in diesem Zusammenhang wohl gar nicht erst zu reden) sei ein aktiveres Bewusstsein zu beobachten als in der Musik, meinte WD eingangs sinngemäß. Dem stimme ich zu.
Meines Erachtens hat das damit zu tun, dass Musik sich so hervorragend als Genussmittel ge- und missbrauchen lässt. In allen Not- und Lebenslagen mag sie einen Soundtrack bieten, den Literatur und Film und Kunst in dieser Form nicht oder nur auf andere Weise liefern können. Dafür sind sie zu anspruchsvoll in dem Sinne, dass der Rezipient als Leser oder distanzierter Betrachter aktiv werden muss.
Bei Musik ist das anders. Musik taugt als pures, passiv zu konsumierendes Genussmittel. Du drückst auf Play und generierst dir deine Gefühle, deine Stimmung bzw. passt die Musik darauf ab. (Literatur und Film hätten in diesem Sinne eher eine eskapistische Wirkung.)
Das ist für viele wahnsinnig verführerisch und steht einer aktiven Auseinandersetzung im Weg, behindert oftmals wohl auch die Entwicklung eines Qualitätsbewusstseins, da die Wirkung mit dem häufigeren Gebrauch nicht abnimmt, wie bei anderen Genussmitteln. Die Droge Deep Purple (ist nur ein Beispiel) zieht man sich immer wieder rein, sie wirkt offenbar auch noch nach Jahrzehnten. Man versucht sie möglicherweise zu steigern (durch welcher Art Hard Rock oder Metal auch immer), aber man wird sie nie ersetzen wollen durch eine ganz andere Musik. Die würde nicht in dem gewünschten Sinne funktionieren.
Deshalb ist meine Grundfrage nach wie vor: Welche Funktion hat Musik? Warum hört man?
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