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Anonym
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Vital, ja. Bedrückend auch. Und dunkel/düster ebenso. Aber eben auch schwebend, der große Renoir-Kniff, der wie selbstverständlich funktioniert und der unheilvolle, schwere und besonders tragische und schicksalhafte Stoffe in publikumsnaher Form darreicht, ohne zunächst überdeutlich in Hysterie, Schwermut oder kompletten Albdruck abzugleiten.
Mich hat „La Règle Du Jeu“ selbstverständlich auch enorm bedrückt und bewegt, sogar, als ich ihn seinerzeit als 20-jähriger Bengel vollkommen unbedarft und ohne großartigen cinematografischen Background im Hinterkopf (von etwaiger Lebenserfahrung ganz zu schweigen), zum erstenmal auf Video gesehen habe. Das wirkt schon lange, lange nach, gerade auch WEIL die Art und Weise der filmischen Erzählung und Gestaltung in perfekter Balance abläuft; da ist man erstmal sprachlos, mitgenommen, irritert, weil das sehr nahe an einen rankommt, einerseits leicht und voll prallem Leben ist, andererseits den finsteren Grundton und bitteren Beigeschmack aber auch stets mitliefert. Weniger wie bei Picassos „Guernica“ (dessen hoffnungslose Düsternis als oberste Absicht und oberster Ausdruck des Werkes fungiert), als viel mehr bei Kunstschaffenden wie Balzac oder Proust, die gleichfalls immer in der Lage waren, publikumswirksam zu schreiben ohne einen bitteren Tenor zu opfern. Oder, um beim (französischen) Film zu bleiben, wie bei Herrschaften wie Truffaut oder Godard, die jenen Grat zwischen leicht und schwer, schwerelos und tief bedrückend ebenfalls stets zu meistern verstanden, weniger jedoch wie bspw. bei Marcel Carné, bei dem das Verhältnis oft einseitig ausfiel.
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