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Ich befinde mich mit „Beware“ schon wieder im Abnabelungsprozess. Es hat mir leider nicht das gegeben, was ich mir von dem neuen Album erhofft habe. Eigentlich noch viel weniger als das, halte ich es nach einer Woche, in der ich mich eigentlich häuslich mit dem „Beware“ einrichten wollte, für das verzichtenswerteste aller Oldham-Alben. Es ist nicht die vordergründig (zumindest musikalisch) optmistische Stimmungslage, die mich stört. Ich gönne Oldham seine „happniness“, und manches mal hat er es ja auch geschafft mich mit seinen glücklichen Tagen zu verzücken.
Doch „Beware“ hat es nicht ein einziges Mal hinbekommen mir eine Klitzekleinigkeit an purer Begeisterung zu entlocken, trotz vielfacher Hördurchgänge und viel, viel Geduld. Spätestens mit Track Nummer Fünf, der da heißt „Heart’s Arms“, ist der Braten gegessen. Hier und im folgenden Track „You Don’t Love Me“ fällt besonder prägnant ins Auge, was auf „Beware“ falsch läuft und was in den vier vorherigen Tracks nur unscheinbar durchschimmerte: Stimme und Instrumente schaffen es nur selten eine Einheit zu bilden. „Uninspiriert“ mag ich als Qualitätsmerkmal eigentlich nicht gerne lesen – aber in diesem Fall passt wie die Faust auf’s Auge. Die Produktion ist keine schlechte, doch es läuft nichts Zwingendes zusammen. Die Gesangsmelodie wirkt spontan, Oldhams Stimme scheint mit den vielen kleinen Aufs und Abs nicht wirklich konzentriert. In mir stieg nicht selten die Vermutung auf, dass man hier alles schnell zusammengeschustert hat, ohne das die ganz und gar nicht schlichten Arrangements jedes Einzelnen auf Übereinstimmung kontrolliert wurden. Schon nach kürzester Zeit lösen sich die anfänglichen Wirrungen und ein ein Frauenchor trägt dick auf. Was fehlt: Wirklich packende Melodien, die einen Höhepunkt, auf den Oldham ja zielt, ausmachen. Und dieser schnelle Höhepunkt wird immer und immer wieder als Stilmittel benutzt, so dass es mir irgendwann zum Halse raushing. Also noch mehr Wirren, von diesem seltsamen Zusammenspiel an expressiver Grundstimmung, breiten Arrangements und Aneinander-vorbei-Rennen. Auch unter freiheitlichen, strukturfreien Aspekten, unter denen ich „Beware“ nochmals hab laufen lassen, kann das Album nicht bei mir glänzen.
Versöhnlich wird es in meinen Augen zum Ende hin. „I Don’t Belong To Anyone“ verzückt ausnahmsweise mit einem wirklich gelungenen, einprägsamen Refrain – ich hätte selbst nicht für möglich gehalten, dass ich solch einen bei Oldham mal so dringlich erbeten hätte. „There Is Something I Have To Say“ gefällt mir in seiner Monotonie (die an frühere Tage Oldhams erinnert), aber vor allem in seinen minimalen melodiösen Spitzen, die ganz unverhofft wie Phönix aus der Asche steigen. „I Am Goodbye“ entzückt mit seinem schlichtem Rhythmus. Nicht auf Dauer, aber es reicht aus um für kurz die anfänglich Desorientierung zu vergessen. Leider wirklich nur für kurz.
* * * von mir. Es war wohl das letzte Mal, dass ich mich auf ein Oldham-Album von Herzen gefreut habe.
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