Re: Die 10 besten Alben der 60er

#6835967  | PERMALINK

irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

Beiträge: 31,444

wernerIch habe das, ehrlich gesagt, ironisch gemeint. Denn was da langsam wem alles an Einfluß zugeschrieben wird, wirkt langsam etwas lächerlich. Lies mal den Thread auf diesen Aspekt hin durch. Natürlich – und das habe ich vorhin auch so geschrieben! – muß die Musik icht klingen wie die Referenz.

Sodele, wieder da.

Allmählich glaube ich zu erkennen, auf was Du hinauswillst, ein Erfolg soweit. Und die Richtung ist für mich ebenso nachvollziehbar, wie sie richtig ist. Da werden eigene Vorlieben hinter dem Deckmantel des Einflussgrades versteckt, nichts ist naheliegender, hilfreich bei Plagiat wie vermeintlicher Wurzel. Um etwas in den Himmel zu heben („Wen die alles beinflusst haben!“ oder auch „Die wurden von jener Band beeinflusst, ey, das heißt doch schon alles!“) ist einem eben jedes Mittel recht. Da kommt einem selbst die bereits wundgeschlagene Geschmackssache plötzlich nachvollziehbarer und verständlicher vor…

Allerdings stimme ich mit dem hier

wernerEinfluß ist ganzheitlich, will sagen, daß eine attitude zu einer bestimmten Musik, zu einer bestimmten Ästheitk führen kann. Aber: Man muß es erkennen können. Denn wie ist es denn um den Einfluß bestellt, wenn man ihn an keiner Stelle festmachen kann? Nicht an der Musik, nicht an der Produktion, nicht an Texten, usw. Und da habe ich eben Siouxie genommen: Ihre Musik nimmt keine Refernz zu VU. Kann man das behaupten? Das rebellische, auch das politische dieser Zeit (Ende Siebziger) hat VU nicht besessen und auch nicht angestrebt. Das Sprengen künstlerischer Fesseln (was v. a. Cale vorantrieb!) gelang, ist aber bei Siouxie nun wirklich nicht erkennbar! Die Texte? Ja, die gibt es, sind aber weder Erzählungen wie „The Gift“ noch Poesie wie Reed in seinen besten Momenten. Frage also: Woher soll ich ableiten, daß VU einen Einluß auf Frau Banshee(ein Scherz!) hatte, wenn er nirgends erkennbar ist. Nur weil Siouxie es behauptet? Ganz ehrlich: Wenn ich in keinem Ton, in keiner Gestik, in nichts irgendeinen behaupteten Einfluß erkennen kann – dann ist mir doch egal, woher was kommt. Verkürzt dargestellt: Irgendwo muß man schon festmachen können, wie der Einfluß sich artikuliert, sonst ist alles bloß Geschwätz. Oder was ist deine Meinung?

dann doch nicht ganz überein. Vielleicht habe ich mich da für den gutgläubigen Weg entschieden, der lieber blind frisst als sich in seiner angeblichen Weisheit soweit aus dem Fenster zu lehnen, den Künstlern ihre Einflüsse absprechen zu wollen. Denn im Kehrschluss bedeutet das doch auch (zumindest pauschal): Bands, die ähnlich klingen, dürften bzw. müssen sich gar beeinflusst haben – das verneint ja den Gedanken, dass Künstler unabhängig voneinander zu einer ähnlichen Zeit ähnliche Gedanken aussprachen, sich damit ergänzten, aber nicht imitierten. Glaube ich nicht. Ich denke sehr wohl, dass der Einfluss bestehen kann, auch wenn er in der eigenen Kunst keinen Platz findet (Solo-Outputs, wer?) – zumal mir das Wort selbst hier auch viel zu stark gewichtet ist. Führt sicher zu weit, aber nochmal: Ab wann spricht man denn von Einfluss? Wenn ich mir heute einen Film ansehe, im Theater fasziniert dreinblicke, mir den Petersdom ansehe, hat das m.E. fraglos Einfluss (sollte es jedenfalls ;-)) – allein schon aus dem Grund, da es mich für wenige Augenblicke tief in die Gedankenwelt eines anderen eindringen lässt (wie lange man da dann bleibt bleibt offen). Bereits hier würde ich von Beeinflussung sprechen, die der schlichten Wahrnehmung gar nicht so fern ist. Und wenn ein Künstler durch eben diese nur eine Melodie in den Sinn bekommt, eine Metapher aufsteigt, ist doch die Wirkung nicht zu verachten, denke ich.

Finde es etwas ungewöhnlich, dass Du da so verbissen bist. Das klingt schwer nach „darf dieser und jener diese und jene Band überhaupt als Einfluss erwähnen? Darf er?“. Und wenn ja: „Ist das überhaupt berechtigt?“. Uninteressant. Ich nehme an, Du hast zu viele Einkäufe auf Empfehlung getätigt, wohl gar von Bands, die sich auf Favoriten von Dir berufen und ihr „Versprechen“ nicht einlösen konnten?

Und um zum Schluss zu kommen: Ich fühle mich von Lou Reed durchaus beeinflusst. Ich bin weder Musiker, noch sonst wie irgendwie Künstler im beruflichen Sinne – dennoch glaube ich behaupten zu können, dass mir manches seiner Kunst die Augen geöffnet hat, mir gar den Weg zu jener Musikrichtung wies, mit der ich mich nun so lange beschäftige. Wenn das mal nicht die schönste Form von Suggestion ist.

--

Hold on Magnolia to that great highway moon