Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Leonard Cohen – Berlin, O2-Arena, 4.10.2008 › Re: Leonard Cohen – Berlin, O2-Arena, 4.10.2008
Hallo,
noch kurz ein paar Anmerkungen zu dem Konzert in der Olympiahalle. Das Cohen dort auftrat, war schon etwas befremdlich – er scheint die Kohle also tatsächlich dringend zu brauchen. Das er sie niemals vollkriegen wird, war mir auch von vorneherein klar. Von daher war ich positiv überrascht, dass die Halle immerhin zu 2/3 gefüllt war. Von Anfang an merkte man zudem die positive Einstellung des Publikums, das sich entweder sehr darüber freuen zu schien, alte Erinnerungen wieder aufleben lassen zu dürfen oder Cohen überhaupt einmal sehen zu dürfen.
Der Sound war keineswegs perfekt, aber das scheint je nach Sitzplatz unterschiedlich wahrnehmbar gewesen zu sein. Vor allem zu Beginn des Konzerts (im späteren Verlauf war entweder die Abmischung besser oder das Geschehen auf der Bühne und der Alkohol haben meine Sinne beeinträchtigt) war ebenfalls wie dies bei vorherigen Auftritten in großen Hallen der Fall gewesen zu sein scheint, ein Echo („Wummern“) vom hinteren Ende des Saales zu hören.
Weiterhin sehr positiv überraschend ist bei so alten Säcken wie Cohen (oder The Who, oder sonstige Revivals), dass sie es immer noch voll drauf haben, und im Laufe der Zeit stimmlich und musikalisch zum Teil neue und interessante Noten hinzugewonnen haben (bei Cohen: Stimme noch tiefer und neu vorgetragene Versionen von alten Songs)- sowie das sie mit einer super Band auftreten! Ok, ich gebe es zu, Cohens Background-Sängerinnen, haben mich in ihren Bann gezogen (aber besonders auch: Bob Metzger und der Saxofonist). Die Setlist war recht abwechslungsreich, allerdings mit Fokus 80er und 90er – einige neu interpretierte Versionen gefielen, andere weniger. Persönlich hätte ich gerne noch mehr aus den späten 60ern und frühen 70ern gehört (aber mit so einer großen Band macht das wahrscheinlich wenig Sinn).
Das „Everybode knows“ einen super Text hat und eines von Cohens besten Liedern ist, wusste ich vorher schon (das soll nicht arrogant klingen), in München ist es klangmäßig m.E. jedoch komplett misslungen. Meine Highlights waren „Take this waltz“ und „Avalanche“.
Besonders schön war es, dass Cohen es tatsächlich geschafft hat, in so einer großen Halle, seine ihm und seinen Liedern sehr eigene und auszeichnende, sehr persönliche Note (auch durch vorgetragene: jugendliche Vitalität, altersweise Rührung) rüberzubringen. Und tatsächlich: Leonard wird so langsam zum Crooner.
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