Re: Nikos Fave Tracks or The Songs That Saved My Life

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nikodemus

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RUFUS WAINWRIGHT – „Dinner At Eight“
Album: Want One 2003

Zusammenfassung: Loudon und Kate lernen sich in Greenwich Village Anfang der 70er Jahre kenne und lieben, nach kurzer Zeit bekommen sie Rufus und Schwester Martha, beide Karrieren kommen ins Rollen, Kate trennt sich von Loudon und zieht nach Montreal. Wohlbehütet wachsen die Kinder ohne ihren Vater auf, den sie maximal in den Sommerferien in New York besuchen dürfen, dort aber nur stören. Dort entstehen auch Loudons wenig schmeichelnde Songs an seine Kinder, „Rufus is a tit man“ und „I’d rather be lonely“.

Rufus schrieb dazu: „I’m afraid of my father, …. like all sons are. Our relationship is one of intense love, intense fear, intense respect and intense disrespect. A lot of the keys to my psyche and my well-being lie in that relationship. The issues that result from not having a father around, or the son rebelling against the father, are universal. Their impact is incalculable.“

„Dinner At Eight“ basiert auf ein Abendessen von Rufus und seinem Vater im Anschluss an Rufus erster Platte (Rufus Wainright, 1998) und einem Artikel im amerikanischen Rolling Stone. Rufus platzte vor Stolz, welches nicht auf Loudon zutraf, woraufhin Rufus herrausspuckte, dass immerhin er es sei, der seinem Vater dazu verhalf, auch wieder mal im Stone erwähnt zu werden. Das ganze führte noch weiter zu Vorwürfen, Ärger und einem jahrelangen angespannten Verhältnis.

Als Katharsis schrieb Rufus „Dinner At Eight“, ein Song über das Verhältnis zu den Menschen die einem am meisten bedeuten und somit auch am tiefsten verletzen können. Hier wurde einer tief verletzt von jemandem, der ihn eigentlich über alles lieben sollte und das nie zeigen konnte. Das ganze Suchen nach Aufmerksamkeit, das affektierte Gehabe seiner Präsenz, das Zischen wenn er beim Singen tief Luft holt und seinen Kopf in den Nacken schmeißt, alles was Rufus auszudrücken versucht und das ihm zu dem verletzlichen Mensch werden ließ, den zu verstecken er versucht, hat seinen Ursprung in dem schwierigen Verhältnis zu dem Menschen, den er am meisten liebte.

Um den Kampf nach der Liebe seines Vaters auszudrücken, singt Rufus in einfacher Klavierbegleitung über sanften Streicher einige der eindringlichsten und ergreifensten Verse der Populärmusik: »no matter how strong, i’m gonna take you down with one little stone, i’m gonna break you down and see what your’e worth, what you’re really worth to me«.

Eine komplexe, auf- und absteigende Komposition spiegelt musikalisch das schwierige Verhältnis wider und Rufus entwirft diese großartigen Methaphern des „drifting white snows“, die das Zerwürfnis und die abkühlende Liebe zu seinem Vater wiedergeben, während im Hintergrund zarte Harfentöne die fallenden Schneeflocken evozieren. Bis alles im großen Finale kulminiert, im Kampf zwischen Vater und Sohn, der Vater mit Tränen in den Augen und der Sohn mit dem Stein in der Hand, bereit zum zuschlagen, als der Sohn erkennt, dass der Vater ihn doch liebt.

Rufus hatte den Song seit Jahren geschrieben, bis er sich traute, ihn 2003 auf seinem Album Want One zu veröffentlichen. Sein Vater weinte, als er ihm „Dinner At Eight“ vorspielte, mit Tränen in den Augen aufgrund seine eigenen Unzulänglichkeiten sowie den unnützen Kämpfen, die er mit seinen Sohn austrug.

Vorgetragen mit dickem Pathos aber ohne Selbstmitleid, Selbstsicherheit und offenem Visier ist „Dinner At Eight“ der Song von Wainwright, der mich immer wieder berührt, mich staunen lässt ob der direkten Ehrlichkeit mit der Rufus seine Gefühl trotz der erschütternden Erkenntnisse ausdrückt und mich mit einem Gänsehaut zurücklässt.

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and now we rise and we are everywhere