Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 24.08.2008 › Re: 24.08.2008
@ SJ
Alisons Stimme hat fraglos das nötige Etwas, um im Kanon anderer Grass-Chanteusen mehr als nur zu bestehen, aber es war ja primär ihr Fiddle-Spiel, das sie zur Attraktion machte, lange bevor sie ihre erste Platte aufnahm. Ich erlebte sie bei einem Bluegrass-Festival in Hoboken, NJ ’85 oder ’86 und war schwer beeindruckt. Da hatte sie bei diversen Contests schon groß abgeräumt. Ihre frühen Rounder-LPs sind exzellent, vor allem die erste, „Too Late To Cry“ (1987), mit Bush, Huskey, Douglas, Trischka, etc. an ihrer Seite, produziert von Jim Rooney. Natürlich zu glatt wie fast alle Bluegrass-Platten ab Mitte der Achtziger, aber noch nicht übermäßig geschniegelt. Die beiden gespielten Tracks entstammen dieser LP. Musikalisch sehr gut waren dann auch noch „Two Highways“ und „I’ve Got That Old Feeling“, beide indes bereits Digi-verseucht und klanglich aseptisch.
@ Hat
Schön, daß Du doch zugehört hast. Die „Powderfinger“-Version in der Sendung war übrigens die von „Live In San Francisco“. Check it out.
@ otis
Songbirds Bewertungen decken sich mit meinen, was Guadalcanal Diary betrifft. Schade, daß man das klangliche Surplus eines DMM-Mastering an die zweite LP „verschwendete“, deren Songmaterial schwächer und deren Produktion (Rodney Mills) betulicher war als die des Debut-Albums von Don Dixon.
Die Tracks der Crippled Pilgrims findest Du auf „Head Down – Hand Out“, eine 6-Track-12″ mit beigelegter 7″Single. „Mini-LP“ nannten die Marketing-Menschen das seinerzeit. Wohl weil es nach mehr klang als bloß „extended“. Usus wurde diese Art der vortastenden, billigeren Markteinführung, weil sich die Investoren ihrer Sache nicht sonderlich sicher waren. Oder weil man schlicht des für eine komplette LP erforderlichen Geldes entbehrte. Jedenfalls debütierten auch die besagten drei Bands (Diary, Pilgrims, Legion) alle mit einer EP/Mini-LP. Und in allen drei Fällen ist dort auch ihre Essenz auszumachen, verdichtet, noch nicht verläppert. Vergleichbar war auch der Outsider-Status dieser drei Bands. Einmal kamen sie aus provinziellen Ecken (Georgia, DC, Connecticut), zum anderen spielten sie Musik, folgten Konzepten, die nicht gerade massentauglich schienen. Weder der säkulare Southern-Baptist-Rock von GD noch der intelligente Post-Punk-Jangle der Pilgrims noch die melodisch wie lyrisch eigenwilligen College-Rock-Etüden von ML versprachen nennenswerte Umsätze. Man hörte damals, 1983/84, ohnehin sehr Sound- und Szene-orientiert. Wären die drei Misfit-Bands in LA aktiv gewesen, im heimeligen Biotop des Paisley Underground, hätten sie sicher eher reüssieren können, musikalisch halt leicht modifiziert, etwa unter Verwendung einer 12String-Rickenbacker oder wenigstens einer zünftigen Farfisa-Orgel.
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