Re: SOUNDS Nr. 1/08 (Black Music)

#6737787  | PERMALINK

sonic-juice
Moderator

Registriert seit: 14.09.2005

Beiträge: 10,983

TARKUSLapidar formuliert: muss man denn jedes musikalisches Thema durch die (gefärbte) Brille der Soziologie angehen ?

Muss er natürlich nicht, macht er auch nicht unbedingt. Aber wenn er es macht, dann ist das dadurch nicht pseudo-intellektuell. Pseudo-intellektuell wäre es nur dann, wenn der Autor eine intellektuelle Substanz vortäuscht, die er in Wirklichkeit gar nicht hat. Das kann man aber, soweit ich das überblicksartig sagen kann, z.B. keinem der frühen SPEX-Autoren (um die ging es ja ursprünglich) nachsagen, da die alle einen entsprechenden Bildungshorizont haben, so dass sie sich nicht intellektueller geben, als sie tatsächlich sind (und auch schon wissen, was ihre Fremdworte und 5-Zeilen-Sätze so bedeuten sollen).

Wie gesagt, über die Herangehensweise eines D. Diederichsen an einen Text lässt sich streiten. Er hat in einem späteren Interview auch mal gesagt, dass er früher bewusst so ausschließend geschrieben hat, dass nur diejenigen ihn verstanden haben, die er wirklich erreichen wollte, mit dem gleichzeitigen Effekt des „Ihr müsst leider draußen bleiben!“. Dem lag schon ein explizites „Wir-Ihr“-Denken bzw. eine Art Freund-Feind-Schema zugrunde, das mir persönlich nicht sonderlich sympathisch ist.

Manchmal ist es allerdings auch gar nicht so schlecht, wenn dem Leser nicht alles gleich auf dem Präsentierteller serviert wird, sondern er zum eigenen Denken und Nachforschen animiert wird. Überforderung in Maßen kann neugierig machen und anspornen. Das hat die SPEX bei mir des öfteren geschafft.

--

I like to move it, move it Ya like to (move it)