Re: Giant Sand – proVISIONS

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sonic-juice
Moderator

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KrautathausKann da auch nur mutmaßen. Vielleicht spielt das Cover auf die Ichthyomantie an, die Kunst aus den Innereien eines Fisches die Zukunft zu lesen (Visionen).

Darauf wäre ich gar nicht gekommen, ist aber gar nicht so fernliegend. Mir ist als erste Assoziation der Wiener Aktionismus eingefallen mit seinen aus Leben, Tod, Opferritualen schöpfenden Performances („Orgien-Mysterien-Theater“, Hermann Nitsch), aber das ist natürlich trotz Howe’s Wiener Wurzeln ein ziemlich abwegiger und auch holpriger Gedanke und kommt wohl auch nur daher, dass ich erst neulich einen ausführlicheren Artikel über diese Kunstrichtung gelesen habe. Diese Aktionen waren/sind ohnehin weitaus „ekelerregender“ und provokativer als das Cover, auf dessen vermeintlichen Skandalgehalt ich so ohne weiteres nie gekommen wäre.

Am naheliegendsten und typischsten für Howe scheint mir allerdings, dass die Familie Gelb beim letzten Angelausflug einen besonderes dicken Fisch an der Leine hatte, den sie dann auch gleich – nach ein paar Fotos mit der Trophäe – in die Pfanne warfen. Und kurz darauf klingelt das Telefon und die Plattenfirma fragt nach Howe’s Wünschen fürs Artwork. Sicherlich ist der Fisch jedenfalls nicht für die Kunst allein gestorben.

Wenn das schon Ekel hervorruft, dann müsste man ja – Vegetarier oder nicht – jedesmal in Ohnmacht fallen, wenn man in einen normalen Supermarkt geht oder Weihnachten gar zu Hause eine Gans ausgenommen wird. Albumcover, die ich anstößiger oder problematischer finde – sei es nun augrund von gewaltverherrlichenden, sexistischen, politisch bedenklichen, schlicht auf Ekel dressierten Motiven (Splattercover bei Grindcore-Bands z.B.) etc. -, sind schlechthin unzählbar. Den brennenden Mönch auf dem Debüt von Rage Against The Machine finde ich z.B. immer wieder aufs Neue enorm irritierend, effektheischend, plump und letztlich auch geschmacklos.

Krautathaus
Coverfront-, und Rückseite wurden von Indiosa Patsy Jean (Howe’s Tochter) fotografiert.

Ist das nicht seine Tochter auf dem Foto? Sieht ihm jedenfalls sehr ähnlich (natürlich insbesondere auf das Rückseitenfoto bezogen).

Ach ja, und zurück zum Album selbst: Der Anlauf hat bei mir diesmal sehr lange gebraucht, aber mittlerweile habe ich es sehr lieb gewonnen. Die Qualität der Tracks hast Du ja hier im Thread auch sehr schön und treffend beschrieben. Nur die 4. Seite der LP hätte man m.E. sinniger füllen können als mit dem Pianogeklimper. Waren ja eigentlich genug Outtakes vorhanden.

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