Re: John Fogerty

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joliet-jake
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Registriert seit: 06.03.2005

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Mein Nachtrag.
John Fogerty. Wow, eine der Legenden, einer derjenigen, die ich seit 30 Jahren kenne. Und, ja: auch einer derjenigen, die ich noch nie live auf der Bühne sah. Davon geträumt habe ich schon lange, und die Erzählungen eines Freundes, der ihn in New Orleans gesehen hat, haben mein Fieber nicht gesenkt.

Auf das Konzert im Zenith in München hab ich mich also ehrlich gefreut. Das Ticket lange schon an der Pinwand, die „Revival“ im Ohr, die CCR-Klassiker sowieso im Blut. Obwohl im Urlaub, hatte ich tagsüber zu viel um die Ohren, um Vorfreude aufkommen zu lassen und sie zu genießen.
Kurz vor Einlaß also auf den Parkplatz, noch rechtzeitig zum Anstehen. In der Halle (ich war das erste Mal im Zenith) konnte ich mir schon ausmalen, welche Kämpfe der Mixer zu bestehen haben sollte. Was sich auch bestätigte: Mit kurzer Verspätung kam Fogerty mit Band auf die Bühne, er macht mit „Born On The Bayou“ auf. Miserabler Sound, die Drums dominieren. Nichts ortbar, alles irgendwo zu erahnen, aber nicht zu greifen. Eine ganze Handvoll Gitarren machen das nicht einfacher, aber: „Bad Moon Rising“, „Green River“, „Who´ll stop the Rain“ mit einer Ansage auf Woodstock bezogen: Es ist Fogerty! Da verfestigt sich schon das, was Franz später sagen wird: Kein Durchhänger, aber hat der Mann Durchhänger? Wer auf eine fast endlose Liste von Knallern zurückgreifen kann, tut sich leicht.
Auch mit mir, er kann spielen, was er will, ich freue mich über jedes Stück. Der Sound wird besser, die Fiddle kommt ins Spiel und ist inzwischen auch auszumachen, sie verändert den Charakter einiger Stücke so, daß es auch „Aha-Momente“ gibt. Wir schwelgen, tanzen, grooven, klatschen uns durch Altes und Neues, mein „Have You Ever Seen The Rain“ ist auch dabei – und ich kann nichts Schlechtes entdecken. Keine Enttäuschungen. Aber: auch keine wirklich magischen Momente. Fogerty und Band sind hervorragende Handwerker. Sie sind es wert. Aber ich kann nicht auf ein Jahrhundertereignis zurückblicken, es war kein Gig, nach dem ich zwei Tage danach die Bilder nicht loswerde. Es war gute, ehrliche Musik, voller Erinnnerungen, voller alter Emotionen, die ein klein wenig wieder nach oben kamen. Erinnerungen an meine Schulzeit, and den Kasten Bier auf dem Mofa, den Schlafsack drüber geschnallt, an das Zelten an der Isar. An so vieles, was mir wichtig war und was schon lange in den Hintergrund getreten ist. Alte Freunde, alte Träume, alte Geschichten.
Alte Geschichten, genau: Das war´s schon. Schöne alte Geschichten. Neu und wieder gut erzählt. Aber nichts, was in meinem Leben heute großen Raum einnimmt. Nichts, was mich so berührt, daß ich Ziele definiere wie vor knapp 30 Jahren. Diesen Raum nehmen jetzt andere Dinge ein. Immer noch Musik, vor allem Musik. Das ist geblieben.
Fogerty hat mich an meine Jugend erinnert, und an das, was daraus geworden ist. Weder er hat dabei schlecht abgeschnitten, noch ich selbst. Und das ist das schöne dabei: Es gibt Dinge, die bleiben. Es gibt Träume, die wahr werden. Und es gibt Ziele, die sich nicht ändern.

Thanks, John. Keep on chooglin´!

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