Re: Deutschsprachige Musik

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herr-rossi
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@Close: Mag alles richtig sein, was Du schreibst – markgerecht konzipierte Band, keine Live-Qualitäten, ein Studioprojekt (Produzentenpop). Dass sich niemand an die Band und speziell diesen Song erinnert, ist nicht richtig. Er ist schon häufiger unter den „Songs des Tages“ aufgetaucht (nicht nur meinerseits). Und selbst, wenn auch dem so wäre: Es ist ein großartig produziertes Stück Popmusik und Echt waren halt die fernsehkompatiblen Gesichter, die es repräsentierten.

Für mich ist Westernhagen kein weniger kalkuliertes Phänomen, nur dass er seiner Fangemeinde als authentischer Künstler nahegebracht wird. Ich kann damit bestens leben – so war Pop immer schon, eine Illusionskunst. Was nicht bedeutet, dass der einzelne Song nicht seine Wahrheit in sich tragen würde. Du fragst ja so gerne, was wäre wenn … Also: Wie würdest Du „Du trägst keine Liebe in Dir“ bewerten, wenn Du nichts über die Band wüsstest? Was wäre daran für Dich nicht gut?

Ich kann zugegebenermaßen bei Westernhagen-Songs auch nicht gut vom Künstler absehen und all dem, was in 30 Jahren an Assoziationen hängengeblieben ist. Ich bin nur ziemlich sicher: Wäre er unbekannt oder würde er englisch singen, seine Musik würde mich genauso wenig tangieren, weil sie mich rein stilistisch nicht interessiert. Gleiches gilt für Kunze, Bap und die anderen „Deutschrocker“, die in einem Rockverständnis der späten 60er und 70er Jahre verwurzelt sind. Ich würde sie auch auf Englisch nicht schätzen.

Dagegen sprechen mich etwa Neu!, Kraftwerk, Palais Schaumburg, Doraus & Marinas, Trio, die Ärzte, die Sterne, Klee u.a. sehr viel stärker an, auch Leute wie Hildegard Knef, Marianne Rosenberg oder Echt. Von daher erklärt sich auch leicht der grundsätzliche Dissens zwischen dem, was für Dich gute deutschsprachige Musik ist und dem, was ich darunter verstehe. Es sind unterschiedliche ästhetische Grundvoraussetzungen.

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