Re: Deutschsprachige Musik

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bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

Beiträge: 4,310

MuetiDas sehe ich anders. Ich glaube prozentuell hält sich die Anzahl „innovativer“ Interpreten in Deutschland und Amerika oder Großbritannien durchaus die Wage. […] So nehme ich das jedenfalls wahr.

Und damit hast Du natürlich nicht Unrecht. Ich frage mich in der Tat, wie aussagekräftig die Wahrnehmung der Quantität und Qualität deutscher Popmusik (ich schreibe hier mit Absicht nicht „Rockmusik“) hierzulande, bzw. auch hier im Forum überhaupt ist. Es muß ja nicht jeder mit jeder Nische vertraut sein – aber die beinahe schon (flächendeckende – damit meine ich auch die forumsextern stattfindende) blanke Reduzierung und Fixierung auf die altbekannten Künstler und Bands empfinde ich als relativ unergiebig.
Natürlich ist die Pop-Deutungshoheit traditionell nicht in Deutschland verankert – was selbstverständlich genauso für die Restwelt gilt, die nicht das Glück hat, Englisch zu ihrer Muttersprache zu zählen…
Jedoch gab es mal eine Zeit, zu der die Deutungshoheiten es für unheimlich chic und erstrebenswert hielten, sich kontinentalen Klängen, Moden und Kulturen hinzugeben. Diverse „angloamerikanische“ Künstler wollten sich partout „europäisch“ geben und auch so klingen. Klar, natürlich ein Zeitfenster limitierten Ausmaßes. Aber anschliessend wurden absurderweise nicht wenige dieser Künstler hierzulande als absolute Erneuerer und Innovatoren abgefeiert. Anscheinend traut(e) man oftmals nur den „Vaterländern“ des Rock/Pop zu, authentische Impulse an die ganze popmusikalisch unterentwickelte Welt weitergeben zu können. Ist das Selbstvertrauen nach dem leidigen NDW-Crash und Ausverkauf (aber Hauptsache ist, Nena hat überlebt…) derart in den Keller gesunken, dass man danach auf breiter Ebene nur noch den Nummer-Sicher-Deutschrockern mit dem guten Gewissen und Volksempfinden Gehör schenken konnte? Deren Updates die noch langweiligeren Bands wie Juli, Silbermond oder Rosenstolz darstellen? Ach was, „wir“ haben doch auch noch so richtige Exoten und abgefahrene Krawallbrüder wie Tokio Hotel und Rammstein. Die Masse an erstaunlicher Vielfalt und Innovation… – aber diejenigen die es eigentlich besser wissen müssten, lassen sich auch immer nur dazu hinreissen, an die deutsche Musiklandschaft ausschliesslich diese Mainstream-Messlatte anzulegen.

Übrigens finde ich Teile dieser Diskussion wirklich sehr gut, werde zu den Ausführungen von nail75 und Mikko bei Gelegenheit auch noch etwas beitragen.

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad