Re: Wire

#660405  | PERMALINK | Zitieren

bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

Beiträge: 4,310

pinch Vielleicht sieht und hört Bender das aber anders?

Och, das sieht und hört Bender eigentlich ziemlich ähnlich wie pinch.

In der Tat: wer mit „154“ gut zurechtkommt, der wird auch mit „A-Z“ einen guten Freund gewinnen. „Alone“ und „Not Me“ (ganz großartig übrigens die Coverversion von This Mortal Coil) gehören zu meinen Colin Newman-Faves, die ich auch auf eine persönliche Wire-Best of packen würde.
„Commercial Suicide“ ist jedoch Newmans formidabelstes Kabinettstückchen. Eine Art unaufgeregter und abgeklärter (hm, ja…) so gut wie-Electropop mit Tuxedomoon-Nähe, der unter Hinzunahme von klassischen Instrumenten (Cello, Oboe, Klarinette, etc.) entstand. Gewiss arty, aber nie verkrampft. Zum (stimmungsmässigen) Vergleich zog ein französisches Musikmagazin seinerzeit Parallelen zu „The Madcap Laughs“ von Syd Barrett und „Rock Bottom“ von Robert Wyatt. Man mache bei weiterführendem Interesse ruhig seine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen…

Die Gilbert-Solosachen interessierten mich eigentlich irgendwie nie richtig – ich habe es auch nie mit ihnen versucht. Zu DOME kann ich auch nur gemischte Gefühle hinzusteuern: manche Noise- und Dada-Ansätze empfand ich als leidlich originell, die Krachorgie „Ampnoise“ ist zwar als schonungslos gelungen zu bezeichnen – aber es wirkt alles irgendwie unausgegoren. Ich hatte beileibe nicht alles von DOME. Was ich besaß, verkaufte ich schon vor vielen Jahren. Nun, auch hier bitte eigene Erfahrungen sammeln.

Was ich jedoch uneingeschränkt empfehle, ist das „Or So It Seems“-Album von Duet Emmo (Lewis, Gilbert und Mute-Chef Daniel Miller). Ein relativ „unterkühltes“, reduziertes und minimales Album im Herzen des postpunkigen (elektronischen) New Wave. Stellenweise wollen sich Vergleiche mit Fad Gadget aufdrängen…
Ganz großartig auch die Cupol-12″ „Like This For Ages“ von Lewis und Gilbert aus 1980 auf „4AD“. Während die A-Seite ein verschrobenes, aber beim zweiten Hinhören recht catchy Stück Avant-Pop abgibt, maändert die B-Seite fast schon ambientartig recht anschaulich vor sich hin. Eine Art Sounderfahrungsmuzak. Nicht umsonst waren die Wire-Musiker von Brian Eno recht angetan…
Empfehlen möchte ich auch die lange Version (12″) von „Pump“ des Lewis-Projektes He Said, das er zusammen mit dem in den Achtzigern recht rührigen Produzenten John Fryer auf die Beine stellte. Ein relativ hypnotisch wirkendes Stück zwischen Synthpop, ausgebremstem Industrial und einem futuristisch gemeintem Electronica-„Dance“-Beat. Das „Dance“ schielt natürlich in Richtung Indie-Werkshallen-Etablissements…
Das ganze He Said-Album ist mir doch auf Dauer zu langatmig und stellenweise ein bisserl langweilig geraten.

--

I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad