Re: Gisbert zu Knyphausen: Gisbert zu Knyphausen

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sokrates
Bound By Beauty

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Lesenswertes aus dem Song-TÜV:

IrrlichtKante, Tomte, Blumfeld – Hamburg beweist sich offensichtlich als Schmiede deutscher Bands, die auch mal mehr als 2 Monate haltbar sind. Die neue Nachwuchshoffnung hört auf den Namen Gisbert zu Knyphausen und veröffentlichte Anfang des Jahre sein selbstbetiteltes Debüt.

Ein Blick auf die Titel des Albums dürfte natürlich erst einmal schlucken lassen, „Der Blick in deinen Augen“ hier und die „Kleine Ballade“ da, laden schon im Vorfeld zum kritischen Augenzwinkern ein. Doch Gemach, Gemach, das Album, speziell die Texte gestalten sich weit anders als man zuerst denken mag. Ohne Zweifel beschreibt Gisbert zwischenmenschliche Thematiken, sogar mehrfach und auch recht umfassend, aber auf eine Weise wie sie es vermögen zu überzeugen. Die angenehme Stimme, mit ihrem einprägsamen und liebenswerten Dialekt, trägt zusätzlich viel zur Atmosphäre bei.

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Gisbert zu Knyphausen verkauft in seinen Lieder keine unumstößlichen Wahrheiten, versucht sich gar nicht erst an bedeutungsschwangerem, sondern vertritt lediglich seine Auffassung, erzählt kleine Geschichten, oftmals aber auch nur Gedankengänge – und diese, auch das erkennt er richtig, sind in jedem Fall besser als Schweigen („Gisberts blues nr.135“).

Die innere Unsicherheit ist fast spürbar, durch viele Strophen, wie auch ganze Lieder, dringt leichte Melancholie, die jedoch nie ein erdrückendes Gefühl zurücklässt. Selbst „So seltsam durch die Nacht“ mit seinem tragischen Text um die Einsamkeit trotz Gemeinschaft, wird durch das anschließend verspielte Gitarrengetänzel und den auflockernden Text in „Verschwende deine Zeit“ aufgefangen.

Rundum gelungen also ? Würde ich klar mit „ja“ beantworten, wenngleich ich eine Steigerung durchaus für nicht realitätsfern halte. Dann hoffentlich mit weiteren gelungen Texten aus dem Hauses des Mannes, dem statt Haaren Flaußen aus dem Kopf wachsen und der von einer fähigen, weil treibenden und spielfreudigen Band unterstüzt wird, die sowohl bei den tragenden („Kleine Ballade“, „Wer kann sich schon entscheiden ?“) wie auch temporeichen („Sommertag“, „Erwischt“)) Songs eine gute Figur macht und sehr abwechlsungreich aggiert.
. . . dürfte es bereits jetzt eines meiner liebsten Alben „Made in germany“ sein.

Ganz soweit würde ich nicht gehen, aber **** sind da.

Dass sich deutsche Musiker so oft an ihren Texten messen lassen müssen . . . tsss. Wie wär’s mit der Musik? Die ist sehr beherzt, kraftvoll und ausdrucksstark vorgetragen.

Klar besser als PeterLicht, der mit seiner Stimme und seinem Vortrag weit hinter GzK zurückbleibt und dessen Lieder nach Gedichtssingen klingen.

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams